BERLIN (dpa-AFX) - Die Fußball-Europameisterschaft wird den Boom bei Sportwetten in Deutschland nach Einschätzung der Beratungsfirma Goldmedia zusätzlich antreiben. Die Wetteinsätze dürften in diesem Jahr auf etwa 5,1 Milliarden Euro steigen, wie aus einer aktuellen Untersuchung zum Glücksspielmarkt Deutschland hervorgeht.

"Wir gehen davon aus, dass die deutschen Sportwettenanbieter allein durch die EM 2016 zusätzliche Wetteinsätze in Höhe von rund 150 Millionen Euro generieren", sagte Goldmedia-Geschäftsführer Klaus Goldhammer. Ein Turnier mit 51 Partien zwischen 24 spielstarken Nationalmannschaften sei für alle Buchmacher von großer Bedeutung.

Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz nach Angaben der Branche etwa 4,8 Milliarden Euro - ein Plus von sieben Prozent gegenüber 2014, was ein Fußball-WM-Jahr war. Solche Großereignisse verdoppeln nach Darstellung privater Sportwettanbieter den Umsatz in einem Monat.

Bei den Zahlen handelt es sich nur um versteuerte Einsätze. Einschließlich des Schwarzmarktes dürften sich die Umsätze 2015 nach Schätzungen bei bis zu sieben Milliarden Euro bewegt haben.

"Der Sportwettenmarkt zeigt sich damit unbeeindruckt von der mittlerweile gescheiterten Konzessionsvergabe an Sportwettenanbieter in Deutschland", heißt es in der Goldmedia-Studie weiter. Hintergrund ist, dass keiner der privaten Sportwettenanbieter bisher eine offizielle bundesweite Lizenz für Deutschland erhalten hat.

Nach dem 2012 vereinbarten Glücksspielstaatsvertrag sollten die Länder eigentlich für sieben Jahre 20 Konzessionen an Sportwetten-Anbieter vergeben. Dies ist bisher aber nicht gelungen.

Alle Anbieter agieren daher laut Goldmedia auf einem "grauen Markt". Sie befänden sich im Schwebezustand, da sie keiner deutschen Regulierung unterliegen, nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ihre Dienstleistung aber anbieten dürften.

Die private Sportwettenanbieter profitierten vom Wettboom trotz dieses rechtlichen Schwebezustands. 4,9 Milliarden Euro der Wetteinsätze würden von privaten Anbietern erzielt und lediglich 0,2 Milliarden von staatlichen Anbietern. "Das ist insofern bemerkenswert, da jenseits des staatlichen Sportwettenangebotes Oddset bislang keine weiteren Sportwettenanbieter in Deutschland offiziell zugelassen sind", so die Goldmedia-Experten.

"Es kommt außerdem zu der paradoxen Situation, dass die Unternehmen mehrheitlich ihre erzielten Wetteinsätze versteuern, obwohl sie keine Konzession für ihre Tätigkeit in Deutschland haben." In die Länderhaushalte würden 2016 aus Sportwetten mehr als 250 Millionen Euro Steuereinnahmen fließen. Der Großteil komme mit 96 Prozent von privaten Anbietern./sl/DP/zb