FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 22. Februar 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit ThyssenKrupp und Siemens
refinanzieren sich gleich zwei deutsche Schwergewichte erfolgreich über den
Kapitalmarkt. Auch eine neue Grenke-Anleihe kommt gut an.
Ein näher rückender Brexit-Termin und der im Raum stehende Handelsstreit
zwischen den USA und der EU hat deutschen Konzernen die Stimmung vermiest.
So zumindest interpretieren Analysten den schlechten ifo-
Geschäftsklimaindex, der im Februar unerwartet stark um 0,8 auf 98,5 Punkte
sank. Ob Industrie, Dienstleister oder Baubranche, die 9.000 vom ifo-
Institut befragten Manager beurteilen sowohl die aktuelle Lage als auch die
Aussichten für das kommende halbe Jahr schlechter als zuvor. Mit einer
Aufwärtstendenz schwimmt allein der Handel gegen den Strom.
Höhere Autozölle würden wehtun
Nach dem Signal der Entspannung durch die mögliche Fristverlängerung in der
Zolldebatte zwischen China und den USA, stehen nun die Verhandlungsrunden
mit Europa an. Derzeit prüfe Donald Trump, inwieweit Autoimporte eine Gefahr
für die nationale Sicherheit darstellen. Um eine drastische Erhöhung von
Zöllen auf importierte Fahrzeuge abzuwenden zeige die Bundesregierung
mittlerweile Bereitschaft, die unterschiedlichen Sätze zu vereinheitlichen.
Eine von Wirtschaftsminister Altmeier angeregte Reduzierung der Zölle auf
null würde Folker Hellmeyer von Solvecon zufolge der Weltkonjunktur
jedenfalls guttun.
EZB steht bereit
Während das Protokoll der EZB-Sitzung vom Januar wenig Neues brachte,
beschäftigen sich die europäischen Währungshüter nach Beobachtung der HSBC
mit der Frage, ob es sich bei der konjunkturellen Abkühlung im gesamten
Euroraum nur um ein kurzfristiges Phänomen handelt oder eine längere
Durststrecke drohe. Generell bestehe scheinbar bei der Europäischen
Zentralbank die Bereitschaft, dem Bankensystem mit neuen Langfristtendern
unter die Arme zu greifen. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny habe in einem
Interview angesichts der wirtschaftlichen Schwäche die Weiterführung der
geldpolitischen Normalisierung in Frage gestellt.
Italien bangt um gute Note
Heute Abend veröffentlicht Fitch als erste Ratingagentur die Ergebnisse der
Bonitätsüberprüfung Italiens. Am 15. März folgt Moody's und am 26. April
Standard & Poors. Daniel Lenz von der DZ Bank geht davon aus, dass sich
Fitch mit einer Herabstufung zum jetzigen Zeitpunkt zurückhalten wird,
mittelfristig aufgrund des höheren geplanten Haushaltsdefizits um eine
schwächere Benotung aber nicht umhinkomme. Michael Klawitter von der
DekaBank stuft die Wahrscheinlichkeit einer Abstufung des Ratings auf BBB-
als hoch ein. In dem Fall sehen beide Analysten eine Ausweitung der Spreads
zehnjähriger italienischer Staatsanleihen zu Bundesanleihen mit gleicher
Laufzeit. Aktuell liegt die Rendite italienischer Bonds dieser Laufzeit um
2,8 Prozent.
Thyssen am Kapitalmarkt erfolgreich
Erstmals seit zwei Jahren refinanzierte sich ThyssenKrupp (WKN A2TEDB)
wieder erfolgreich über den Kapitalmarkt. Für eine 1,5 Milliarden Euro
schwere fünfjährige Anleihe in Stücken von 1.000 Euro bietet der
Stahlkonzern jährlich 2,875 Prozent Zinsen. Die Anleihe wird seit Mittwoch
gehandelt und kommt Gregor Daniel zufolge bei Investoren ausgesprochen gut
an. "Im Corporate Bond-Handel ist der Wert gegenwärtig unser
Hauptumsatzbringer", berichtet der Händler der Walter Ludwig
Wertpapierhandelsbank. Der in Essen ansässige Konzern hat ab 22. November
2023 ein optionales Kündigungsrecht.
Grenke mit neuer Anleihe erfolgreich
Für einen Kupon von 1,625 Prozent waren Anleger bereit, der Grenke Finance
300 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Der in Baden Baden ansässige
Finanzdienstleistern emittierte den fünfjährigen Bond (WKN A2RYDH) ebenfalls
in Einheiten von 1.000 Euro.
Anleger vertrauen auf Siemens
Als dritter im Bund sammelte Siemens mit vier neuen Bonds insgesamt 3
Milliarden Euro von Investoren ein, ebenfalls in einer Stücklung von 1000
Euro. Ein fünfjähriges Papier im Volumen von 750 Millionen Euro (WKN A2RYDM)
ist mit einem Kupon von 0,3 Prozent ausgestattet. Jährlich 0,9 Prozent
bringt eine zehnjährige, 650 Millionen Euro schwere Anleihe des deutschen
Industrieriesen (WKN A2RYDN). Für einen Bond (WKN A2RYDP) mit Fälligkeit am
28. Februar zahlt Siemens jährliche Zinsen von 1,25 Prozent. Die vierte
Anleihe (WKN A2RYDQ) mit einer Laufzeit bis 28. Februar 2039 und einem Kupon
von 1,75 Prozent umfasst 800 Millionen Euro.
von: Iris Merker 22. Februar 2019,
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