FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auf die Bewegungen an internationalen Börsen reagieren ETF-Anleger teils mit Käufen, teils mit Verkäufen marktbreiter europäischer und US-Aktien-Tracker. Anleihen bonitätsschwächerer Staaten aus dem Euroraum überzeugen.

7. August 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach den Verlusten an einer Reihe europäischer Aktienmärkte in der vergangenen Woche geht es nun wieder etwas gelassener zu. Für viele ETF-Anleger scheint dies Anlass genug, sich stärker Richtung europäische Assets zu orientieren. "Bei urlaubsbedingt geringerem Handelsvolumen positionieren sich unsere Kunden in den letzten Tagen überproportional in Euro Stoxx 50-, MSCI Emu- und Stoxx Europe 600-Produkten", berichtet Tobias Runkehl von IMC Markets.

Tendenziell steigende Risikobereitschaft registriert der Händler im Fixed-Income-Segment. Im iBoxx Eur Liquid Corporates Top 75 Index enthaltene Unternehmensanleihen (WKN A2H57V) landeten unterm Strich ebenso häufig in den Depots wie Tracker des Markit iBoxx EUR Liquid High Yield 30 Ex-Financial (WKN A2H580). Beide umfassen erst- oder nachrangige Bonds mit Investment Grade. Hinsichtlich Anleihen von Ländern aus dem Euroraum bevorzugten Investoren Produkte, die sich am FTSE MTS Lowest-Rated Eurozone Government Bond Index (WKN A2H58E) orientieren, der Staatspapiere mit einer Bonität unterhalb von AAA bündelt.

Die weitere Entwicklung von US-Aktien beurteilen Investoren offenbar unterschiedlich. Während Runkehl punktuell deutliche Rückgaben etwa von S&P 500-ETFs (WKN A2H576) ausmacht, verbucht Oliver Kilian größtenteils Zuspruch für Tracker des marktbreiten S&P 500-Index (WKN A0YEDG). Mit zumeist Käufen gehören dem Händler der UniCredit zufolge kanadische Konzerne im MSCI Canada (WKNs A0YEDS, LYX0FT) ebenfalls zu den Gewinnern. Von MSCI World-Produkten (WKNs A0HGV0, DBX0KQ) trennten sich Investoren per Saldo.

Kein einheitliches Bild

Von einer starken Tendenz Richtung US-Werte spricht Christian Dürr. Das liegt nach Auffassung des COmmerzbank-Händlers unter anderem an der guten Entwicklung des Dow Jones Industrial, der andere Aktienbörsen gefühlt hinter sich gelassen habe. Zu den beliebtesten Werten auf der Kaufseite gehörten allerdings S&P 500-Produkte. Die laufende Berichtssaison verlief für Unternehmen im marktbreiten Index bis dato ausgesprochen positiv. Laut NordLB übertrafen 79,2 Prozent der bislang 413 Konzerne mit veröffentlichtem Zwischenbericht die Erwartungen der Analysten.

Mit Blick auf das weltweite Aktienspektrum hätten sich Dörrs Kunden auf MSCI World-ETFs fokussiert. "Hier hatten wir sehr viel Nachfrage auf der Kaufseite." Zudem setzten Anleger auf Technologieaktien im MSCI World Information Technology Index (WKNs A113FM, LYX0GP).

Deutsche Konzerne eher auf der Verkaufsseite

Anders als bei Runkehl dominierten bei europäischen Aktien-ETFs in Dürrs Orderbüchern die Abgeber. "DAX-Werte gingen beispielsweise zu etwa Zweidrittel raus." Akten-ETFs von Ländern aus dem Euroraum seien zu 60 Prozent abgestoßen worden.

Kilian meldet mehr Zu- als Abflüsse für Euro Stoxx 50- (WKN AYEDJ, 935927) und MSCI Emu-Tracker. "Gehandelt wurden viele Produkte verschiedener Emittenten." Mit einem leichten Verkaufsüberhang führt die UniCredit Stoxx 600-ETFs (WKNs 263530, DBX1A7).

Abkehr von japanische Werten

Aktien asiatischer Staaten stehen laut Kilian eher zur Disposition. Investoren trennten sich in Summe von MSCI Japan-ETFs (WKNs 794361, A0DK60) "In dem Sektor ist es ansonsten eher ruhig", fasst der Händler zusammen.

Das Plus an Rendite zählt

Im Bereich Festverzinsliches holen sich auch Kilians Kunden Bonds einzelner Euroländer (WKN A2H58E) mit geringerem Rating ins Depot. Britische Gilts im FTSE Actuaries Government Securities UK Gilts All Stocks Index (WKNs LYX0VX, LYX0VW) hätten das Nachsehen. "Anleger trennten sich in größerem Stil von ihren Positionen." Auf niedrigerem Niveau verabschiedeten sich Investoren von T-Bonds mit Laufzeiten zwischen ein und drei (WKN A0J202) und sieben bis zehn Jahren (WKN A0LGP4).

In Dürrs Büchern dominierten Kaufpositionen, die von steigenden Kursen zehnjähriger deutscher Staatsanleihen (WKN ETF562) profitieren.

Von: Iris Merker

7. August 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)