PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Zur Wochenmitte hat sich an Europas Börsen wieder Angst vor dem Coronavirus breit gemacht. Nach Tagen der Hoffnung flüchteten Anleger aus Aktien aus Sorge vor einem Aufflammen der Pandemie. Der EuroStoxx 50 sackte um 3,11 Prozent auf 3196,12 Punkte ab auf ein Tief seit einer Woche. Den Korridor der vergangenen Tage zwischen rund 3220 und etwa 3320 Punkten hat er damit vorerst nach unten verlassen.

Weltweit entstehen derzeit wieder neue Hotspots bei der Ausbreitung des Virus. An den Aktienmärkten, die am Mittwoch auch in den USA mächtig unter Druck gerieten, wurde als Belastung vor allem auf die Aussagen des US-Immunologen Anthony Fauci verwiesen, der bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus von einem "beunruhigenden Anstieg von Infektionen" unter anderem in Florida, Texas und Arizona sprach.

Zum Thema wurde auch, dass die Vereinigten Staaten neue Zölle auf Waren aus der EU und Großbritannien in Erwägung ziehen. "Es scheint, als ob Präsident Trump den Handelsstreit mit Europa wieder aufleben lässt, um die US-Bürger von der häuslichen Gesundheitssituation abzulenken", kommentierte dies Marktbeobachter David Madden von CMC Markets.

In Paris gab der Cac 40 vor diesen Hintergründen um 2,92 Prozent auf 4871,36 Zähler nach. Der Londoner FTSE 100 Index fiel um 3,11 Prozent auf 6123,69 Punkte. Auch in Großbritannien warnten Experten nach den erst am Vortag beschlossenen Lockerungen eindringlich vor einer zweiten Infektionswelle.

Diese Nachrichten überschatteten am Mittwoch frische Konjunkturdaten, die den ihren zuletzt erfreulichen Trend bestätigten. So hat sich Umfragen zufolge in Frankreich und Deutschland das Geschäftsklima zuletzt merklich aufgehellt. Das Ifo-Geschäftsklima verbesserte sich im Juni stärker als von Analysten erwartet.

Allgemein zählten mit Aktien zu den größten Verlierern, die als besonders anfällig für Nachrichten zur Corona-Pandemie gelten. Dazu gehören die Automobil- und Reisewerte, deren Sektorindizes in der Branchentabelle mit Abschlägen von jeweils 4,7 Prozent ganz hinten lagen. Auch Airbus und Zulieferer wie Safran fielen.

Im Reisesegment verloren Tui in London fast neun Prozent. Papiere der Fluggesellschaft Air France-KLM büßten fast vier Prozent, jene der britisch-spanischen IAG sogar 8,5 Prozent ein. Im Autosektor gehörten Renault und PSA im Pariser Cac 40 mit Abgaben zu den größten Verlierern. Titel des Systemanbieters für Reisebuchungen Amadeus IT waren im EuroStoxx mit 6,3 Prozent Minus das Schlusslicht.

Am geringsten fielen die Verluste in den Sektoren, die bei Anlegern allgemein als defensiv gelten - wenngleich auch hier die Kurse bei den Branchenindizes von Versorgern, Einzelhändlern, Konsumgüterherstellern und Telekomwerten mit mindestens 2 Prozent Abschlag tiefrot waren./tih/mis