KIEW/WIEN (dpa-AFX) - Im von russischen Truppen besetzten ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja stationierte Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben in der vergangenen Woche zahlreiche Explosionen gehört. Dies sei ein mögliches Anzeichen für verstärkte militärische Aktivitäten in der Region, die auch eine potenzielle Bedrohung für die nukleare Sicherheit am Standort darstellen könnten, sagte Generaldirektor Rafael Grossi einer Mitteilung zufolge am Freitag.

Seit vergangenem Samstag habe das IAEA-Team binnen drei Tagen etwa zwei Dutzend Explosionen gehört, gefolgt von mehreren weiteren in den letzten Tagen. An der Anlage selbst habe es keine Schäden gegeben, hieß es weiter. Grossi sagte, die Experten-Berichte deuteten darauf hin, dass die Explosionen in einiger Entfernung stattgefunden hätten. "Dennoch bin ich nach wie vor zutiefst besorgt über die möglichen Gefahren, denen das Kraftwerk in dieser Zeit erhöhter militärischer Spannungen in der Region ausgesetzt ist."

Laut Grossi beobachteten die Experten in der Anlage darüber hinaus Minen zwischen den Zäunen. Weitere Minen hätten sie bei Begehungen des Geländes nicht entdeckt. Allerdings sei ihnen noch immer kein Zugang zu den Dächern einiger Reaktorblöcke gewährt worden. Ende Juli hatten IAEA-Experten am Rand des AKW-Geländes Antipersonenminen entdeckt.

Russische Truppen hatten das AKW kurz nach Beginn des von Präsident Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs vor mehr als 18 Monaten besetzt. Mehrfach geriet die Anlage unter Beschuss, was trotz ihres Herunterfahrens international die Sorge vor einer Atomkatastrophe steigerte. Seit Monaten verdächtigen sich Moskau und Kiew gegenseitig, gezielt ein Unglück an der Nuklearanlage zu provozieren, entweder durch Beschuss oder durch Verminung. Anfang Juli spitzten sich die Vorwürfe zu. Es hieß, ein Anschlag stehe unmittelbar bevor. Inzwischen hat sich die Lage wieder etwas beruhigt./vee/DP/zb