Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt präsentiert sich am Dienstag schwächer. Der Markt konsolidiere auf hohem Niveau, sagt ein Händler. Dies lege die Basis für weitere Kursgewinne. Die Anleger verhielten sich vorsichtig vor den am frühen Nachmittag erwarteten Quartalsberichten der US-Grossbanken Goldman Sachs und JPMorgan und der um 14,30 Uhr anstehenden US-Inflationszahlen, die Hinweise auf den Zeitpunkt des Beginns der Straffung der geldpolitischen Zügel durch die US-Notenbank geben dürften. Davon erhofften sich die Anleger auch Impulse für die weitere Marschrichtung an den Märkten, heisst es weiter.

Die Erwartungen an die Bilanzsaison seien nach all den positiven Gewinnwarnungen der vergangenen Wochen und einer Reihe starker Konjunkturzahlen inzwischen doch sehr hoch. "Und damit ist es auch das Enttäuschungspotenzial", sagt ein Händler. Daher verhielten sich viele die Anleger auch so zurückhaltend und die Umsätze seien vergleichsweise moderat.

Der SMI notiert um 11.05 Uhr um 0,44 Prozent tiefer auf 12'028,41 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem ihre Gewichtung gekappt ist, verliert 0,29 Prozent auf 1945,93 und der breite SPI sinkt 0,41 Prozent auf 15'466,42 Zähler. Gewinner und Verlierer halten ich im SLI die Waage.

An die Spitze der Gewinner setzen sich Swatch (+1,7%). Der Uhrenkonzern hat am Vorabend überraschend den Halbjahresbericht veröffentlicht und mit den vorgelegten Zahlen die Umsatz- und Gewinnerwartungen der Expertengemeinschaft geschlagen. Auch den Abstand zum Vor-Krisen-Jahr 2019 habe das Unternehmen klar verringern können, wird hervorgestrichen. Swatch schreibt auch wieder schwarze Zahlen, nachdem der Konzern im Vorjahr erstmals seit Jahrzehnten einen Verlust ausgewiesen hatte. Goldman Sachs erhöhte das Kursziel auf 416 von 380 Franken und empfiehlt den Titel zum Kauf.

Die Aktien von Mitbewerber Richemont können nicht länger mit Swatch mithalten und der Kursgewinn schmilzt auf noch 0,1 Prozent ab. Doch Händler sind überzeugt, dass auch der breiter aufgestellte Luxusgüterhersteller am Freitag mit guten Zahlen zum ersten Quartal 2021/22 aufwarten dürfte. Nur habe die Aktie eben schon einen steilen Weg hinter sich.

Gefragt sind laut Händlern grundsätzlich zyklische Werte, die vom konjunkturellen Aufschwung und den nach oben revidierten Analystenerwartungen profitieren würden, wie es am Markt heisst. So stehen der Personalvermittler Adecco (+0,7%), der Chemiekonzern Clariant (+0,3%) und der Lifthersteller Schindler (+0,4%) im Plus.

Zu den Gewinnern zählen zudem Finanzwerte. Händler verwiesen auf die Bodenbildung bei der Rendite der US-Staatsanleihen. Diese dürfte den Tiefpunkt überwunden haben, heisst es. Dies mache die Aktien von Versicherungen und Banken nun wieder attraktiver. So werden die Anteile der Versicherer Swiss Re (+0,6%) und Zurich (+0,3%) und der Banken Julius Bär (+0,1%) und UBS (+0,2%) zu höheren Kursen gehandelt. Die im breiten Markt gehandelten Vontobel gewinnen 1,8 Prozent. Die Banken profitierten von einer positiven Einschätzung von Citigroup sowie von Käufen von Anlegern, die auf gute Ergebnisse der US-Banken wetteten.

CS aber sind um 0,4 Prozent tiefer. Moody's hat das Rating für vorrangige unbesicherte Verbindlichkeiten und Einlagen der Credit Suisse AG um eine Stufe auf 'A1' von zuvor 'Aa3' gesenkt.

Unter den Verlierern sind die Technologiewerte AMS (-1,1%) und Logitech (-2,4%). ODDO BHF SCA hat die Empfehlung für AMS auf "Neutral" von "Buy" herabgesetzt.

Deutliche und im Gesamtmarkt spürbare Verluste verbuchen die Marktschwergewichte Novartis (-1,3%) und Roche (-0,8%) sowie Nestlé (-0,5%). Zudem sind mit Alcon (-0,7%), Lonza (-0,7%), Sonova (-0,6%) und Straumann (-0,4%) weitere Gesundheitswerte unter den Verlierern zu finden. Europaweit stehe der Gesundheitssektor etwas unter Druck, sagt ein Händler.

Am breiten Markt halten sich die Aktien von Lindt & Sprüngli (-0,5%) auf der kursmässigen Schallgrenze von 100'000 Franken. Dies ist der höchste Kurs einer Schweizer Aktie seit Jahrzehnten.

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