Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert am späten Freitagvormittag wenig verändert. Dabei hat der Markt die frühen Gewinne im Verlauf wieder abgegeben. Nach einer freundlichen Eröffnung seien die Anschlusskäufe zunehmend abgeebbt. Das Geschäft verlaufe in eher ruhigen Bahnen, sagen Händler. Viele Marktteilnehmer hätten vor dem langen Wochenende Risiken reduziert und Positionen glattgestellt. In Teilen Europas wird Pfingsten und in den USA der Memorial Day begangen und daher ruht der Handel.

Nach wie vor hofften die Marktteilnehmer auf eine Einigung im US-Schuldenstreit. Hier zeichneten sich auch weitere Fortschritte ab. So hat sich der republikanische Verhandlungsführer Kevin McCarthy zuletzt optimistisch gezeigt, dass eine Verhandlungslösung zwischen dem Weissen Haus und den Republikanern erzielt werden kann. Aber eine Einigung steht noch nicht. Zudem drängt die Zeit: Nach Einschätzung des US-Finanzministeriums droht Anfang Juni ein Zahlungsausfall der USA. Ob die US-Konjunkturzahlen am Nachmittag noch entscheidende Kursimpulse in den Markt bringen, sei eher ungewiss, meint ein Händler. Veröffentlicht werden Auftragsdaten zu langlebigen Gütern und der PCE-Index, das von der US-Notenbank Fed bevorzugte Inflationsmass.

Der SMI notiert gegen 11.20 Uhr unverändert auf 11'325,26 Punkten. Das Tageshoch steht bei 11'374 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,01 Prozent auf 1760,69 und der breite SPI 0,10 Prozent auf 14'923,18 Zähler. Im SLI halten sich Gewinner und Verlierer die Waage.

An der Spitze der Gewinner stehen erneut die Technologiewerte VAT (+2,2%), Logitech (+1,6%) und AMS Osram (+1,4%). Sie bauen ihre Kursavancen vom Vortag somit noch aus. Dies gilt auch für die am breiten Markt gehandelten Inficon, Comet, und U-blox mit Gewinnen von bis zu gut zwei Prozent. Am Markt ist von einer Frühlingsstimmung im Technologiesegment die Rede. Auslöser dafür ist der sehr positive Bericht des US-Chipkonzerns Nvidia, der im noch laufenden Quartal offenbar massiv vom Boom bei Künstlicher Intelligenz profitiert und nun starke Umsatzziele in Aussicht gestellt hat.

Zu den Gewinnern zählen auch die Zykliker Kühne + Nagel (+1,7%) und SGS (+0,5%) sowie die Wachstumstitel Straumann (+0,8%) und Lonza (+0,5%). Auch der Luxusgüterhersteller Richemont (+0,9%) und mit etwas Abstand Swatch (+0,2%) sind gefragt.

Unter den defensiven Werten zählen Givaudan (+0,5%) sowie Roche (+0,6%) zu den Gewinnern. Der Pharmariese macht das Vortagesminus wett. Zudem will Roche am US-Krebskongress in einer Woche neue Daten zu Blutkrebs und soliden Tumoren vorstellen. Die beiden anderen Schwergewichte Novartis (-0,2%) und Nestlé (-0,2%) geben dagegen erneut nach. Auch die als Bondersatz bezeichneten defensiven Swisscom (-0,9%) tendieren schwächer.

Den stärksten optischen Abschlag verbuchen aber Partners Group (-3,6% bzw. 30,60 Fr.) nach. Allerdings werden diese Aktien ex-Dividende von 37 Franken gehandelt.

Die Anteile der Credit Suisse (-2,0%) haben ihre Verluste im Verlauf sukzessive ausgebaut. Auch die Aktien der UBS (-1,6%), die die CS übernimmt, sowie Julius Bär (-0,5%) rutschen ab. Die CS ist in Singapur zu hohen Schadenersatz-Zahlungen an den ehemaligen georgischen Premierminister von insgesamt 926 Millionen Franken verurteilt worden. Die Bank will das Urteil anfechten.

Am breiten Markt gewinnen die Aktien von Compagnie Financière Tradition (CFT) 1,7 Prozent. Der Broker will bis 2026 300'000 eigene Aktien zurückkaufen.

Die Anteile des Flughafen Zürich heben dank einer Kaufempfehlung der ZKB um gut ein Prozent ab. Dagegen neigen die Papiere von Molecular Partners (-3,0%) zur Schwäche, obwohl das Unternehmen am US-Krebskongress Asco weitere positive Daten zu seinem Kanditen MP0317 vorlegen will.

Fester sind Carlo Gavazzi (+2,0%). Das Unternehmen hat nach einem guten Geschäftsjahr 2022/23 einen Gewinnsprung signalisiert. Dies komme am Markt besser an als der gedämpfte Ausblick, meint ein Händler.

pre/hr