Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist freundlich in die neue Börsenwoche gestartet. Der Leitindex SMI kletterte am Montagmorgen nach einem zunächst verhaltenen Beginn zurück über die Schwelle von 8'700 Punkten. Noch am Freitag hatte es Anzeichen gegeben, dass sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China verschärfen könnte, was die Aktien belastet hatte. Die Aufregung habe sich nun etwas gelegt, heisst es im Handel. Und so können sich nach den asiatischen Märkten nun auch die europäischen Börsen erholen.

Der drohende Handelskrieg sei noch nicht vom Tisch, warnen jedoch Händler. Während sich US-Präsident Donald Trump bezüglich einer Lösung des Konflikts zuversichtlich geäussert hatte, erwägt China Kreisen zufolge als Druckmittel im Streit die Landeswährung abzuwerten. Die Stimmung unter den Anlegern bleibe wohl noch länger von Vorsicht geprägt, heisst es. In der Schweiz hat Novartis mit der Ankündigung einer milliardenschweren Übernahme überrascht. Ausserdem leiden Unternehmen, an welchen der russische Investor Viktor Vekselberg beteiligt ist, darunter, dass dieser von den USA sanktioniert wird.

Bis am Mittag gewinnt der Swiss Market Index (SMI) 0,61% auf 8'724,02 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,47% auf 1'428,12 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,50% auf 10'216,81 Stellen. Von den 30 wichtigsten Titel notieren 21 im Plus und neun im Minus.

Novartis rücken nach einem kaum veränderten Handelsstart nun um 0,7% vor. Der Pharmakonzern will das US-Unternehmen Avexis für 8,7 Mrd USD übernehmen und so die Position als Gentherapie- und Neuroscience-Player ausbauen. Avexis entwickelt einen Blockbusterkandidaten als Genersatztheraphie zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA). Der Zukauf soll durch verfügbare Barmittel und kurzfristiges Fremdkapital finanziert werden. Händler begrüssen den forschen Schritt zum Konzernumbau, kritisiert wird hingegen die hohe Prämie, die Novartis dafür zu zahlen bereit ist.

Die beiden weiteren Schwergewichte Roche und Nestlé stützen mit Avancen von 0,9% bzw. 0,6% die Markterholung. Nestlé-Präsident Paul Bulcke zeigte in einem Interview in der Wochenendpresse auf, dass der Nahrungsmittelkonzern den Zuckergehalt in seinen Produkten in den vergangenen Jahren gesenkt hat und damit im Kampf gegen die Fettleibigkeit nicht nur auf Drohungen aus der Politik reagiere. Zudem werde Nestlé weiter wachsen und Margenverbesserungen anstreben, sagte er.

Steigende Kurse sind auch bei Zyklikern wie ABB (+1,3%), Richemont (+1,4%) oder Sonova (+1,2%) zu sehen. Bei den Grossbanken bleiben UBS (+0,8%) im Aufwärtstrend, Credit Suisse (-0,1%) geben hingegen leicht nach. Die Royal Bank of Canada hat in einer Sektorstudie die Kursziele den neuen Bewertungsniveaus angepasst und gesenkt, die Einstufungen aber mit "Sector Perform" (UBS) respektive "Outperform" (CS) bekräftigt.

Grosse Kursverluste müssen Dufry (-4,9%) hinnehmen nachdem die Titel mit "Underperform" neu ins Ratinguniversum von Merrill Lynch aufgenommen wurden.

Am breiten Markt drücken die gegen Viktor Vekselberg verhängten US-Sanktionen nun noch stärker auf die Kurse von Schmolz+Bickenbach (-7,4%), OC Oerlikon (-8,4%) und insbesondere Sulzer (-12%). An den drei Unternehmen ist Vekselberg über Renova massgeblich beteiligt. Sulzer teilte am Montag mit, dass man 5% eigene Aktien von Renova zurückkaufe und deren Anteil unter 50% gesunken sei. Dies beruhigt die Anleger kaum.

Auch Burkhalter brechen um 12% ein. Der Elektro-Installateur hatte das vergangene Jahr nach dem Abschluss des Gotthard-Projekts mit einem klar tieferen Ergebnis abgeschlossen und für das laufende Jahr eine erneut tiefere Marge in Aussicht gestellt. Die Aktionäre müssen sich überdies mit einer tieferen Dividende begnügen.

Bossard hat im ersten Quartal mit Wachstumszahlen überzeugt und gewinnt an der Börse 2,7%.

Schon bald wird die Schweizer Börse mit dem Allschwiler Biopharma-Unternehmen Polyphor und dem Logistiker Ceva weiteren Zuwachs erhalten. Beide Unternehmen wollen im Verlauf des zweiten Quartals den Börsengang wagen.

mk/rw