Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Montag klar im Minus beendet. Damit knüpfte der SMI nahtlos an die schwache Vorwoche an. Marktbeobachter sprachen von einem erdrückenden Mix aus Belastungsfaktoren. "Es ist nicht ein Grund allein, sondern die Summe an Belastungsfaktoren, unter deren Last die Aktienmärkte immer weiter in sich zusammenbrechen", kommentierte ein Analyst.

Wegen der Perspektive rasant steigender US-Leitzinsen, extremer Inflationstendenzen, dem Ukraine-Krieg, gestresster Lieferketten und der sich zuspitzenden Corona-Situation in China geht die Sorge vor einer Rezession um. Es gehe nicht mehr um die Frage, ob es zu einer Rezession in Europa komme, sondern nur noch wie stark sie ausfallen werde, sagte ein Kapitalmarktstratege. Die makroökonomischen Bedenken überschatteten auch die auf Hochtouren laufende Berichtssaison. Das Gewinnwachstum könnte sich in den kommenden Monaten deutlich abschwächen, und die jetzt veröffentlichten Zahlen zum ersten Quartal seien nicht unbedingt die beste Indikation.

Der SMI verlor 1,41 Prozent auf 12'084,98 Punkte. In der Vorwoche war es im Leitindex um 1,7 Prozent abwärtsgegangen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 1,80 Prozent auf 1868,21 Punkte ab und der breite SPI um 1,23 Prozent auf 15'542,54 Punkte. Von den SLI-Aktien gingen 24 tiefer aus dem Handel und sechs legten zu.

Im Fokus standen zu Beginn einer mit Quartalsergebnissen reich befrachteten Woche die Genussscheine von Roche (-1,2%) - nach Umsatzangaben zum ersten Quartal. Der Pharmakonzern ist im ersten Quartal 2022 zwar etwas stärker als erwartet gewachsen. Die Zahlen stiessen an den Finanzmärkten dennoch auf ein eher schwaches Echo, was an den Details lag.

Novartis (-0,1%) hielten sich im Vergleich besser. Das zweite Pharma-Schwergewicht legt am (morgigen) Dienstag Zahlen zum ersten Quartal vor.

Abgesehen von diesen unternehmensspezifischen News lasteten die Rezessionsängste vor allem auf konjunkturabhängigen Branchen und trieben Anleger eher in vermeintlich defensive Einzelwerte. Massive Abgaben erlitten hierzulande die Luxusgüterwerte Richemont (-6,2%) und Swatch (-4,4%). Händler verwiesen auch auf die Lockdowns im wichtigen Markt China. Es könnte jetzt gar auch zu strengen Ausgangssperren in der chinesischen Hauptstadt Peking kommen. Am (morgigen) Dienstag werden die Uhrenexporte für März publiziert und damit vom gesamten ersten Quartal.

Die konjunkturempfindlichen Banken- und Finanzwerte wie Partners Group (-5,6%), Swiss Re (-3,6%), CS (-3,2%), Julius Bär (-2,9%) und UBS (-2,8%) schlossen deutlich im Minus. Auch ABB (-4,0%), Straumann (-3,5%), Sika (-3,0%) und Temenos (-2,9%) gaben stark ab. Im Handel wurden die Verluste auch mit dem jüngsten Kursfiasko bei US-Wachstumsaktien erklärt.

Auf der Gegenseite legten hingegen Givaudan (+0,8%) sowie Nestlé (+0,7%) zu, welche laut Händlern von Safe-Haven-Käufen internationaler Anleger profitieren. Auch die defensiven Swisscom (+0,3%) machten noch ein kleines Plus.

Nicht ganz in dieses Bild passten indes die Zyklikerwerte Holcim (+1,5% auf 48,28 Fr.), welche am Schluss als grösste Tagesgewinner aus dem Handel gingen. Nach positiven Q1-Zahlen und einem Plus von 3,7 Prozent bereits am vergangenen Freitag legten sie damit erneut deutlich zu. Morgan Stanley bekräftigte am Montag das Rating "Overweight" und erhöhte das Kursziel um 1 Franken auf 58 Franken.

Zwar sei Holcim auch nicht immun gegen den Kostendruck, allerdings scheine das Management dies im Griff zu haben, hiess es im Kommentar der US-Bank zum Schweizer Zementhersteller. Ausserdem begreife der Konzern die Dekarbonisierung als Chance, was ihn von anderen Mitbewerbern unterscheide.

Am breiten Markt profitierten Implenia (0,7%) von einem Grossauftrag aus Norwegen. Obseva (+9,7%) erhielten von einer positiven Zulassungsempfehlung für ein Medikament Auftrieb.

ys/mk