Von Michael Denzin

FRANKFURT (Dow Jones)--Auf eine volatile bevorstehende Woche sollten sich Anleger an Europas Aktien- und Rentenmärkten einstellen. Die Börsen dürften vor einer Gemengelage stehen, die nachrichtlich schwer unter einen Hut zu bringen ist. Denn nach dem großen US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag stehen die Märkte gleich vor dem Problem, dass sie am Montag nicht überall weiterhandeln können. Der Montag ist in den USA "Columbus Day", der dortige Rentenmarkt ist geschlossen.

Für die Aktien- und Optionsbörsen fällt damit der Gegenpol für die Arbitrage weg, entsprechend dürften auch dort geringere Umsätze stattfinden. Erst ab Dienstag wird sich daher zeigen, wie die internationalen Märkte den US-Arbeitsmarktbericht endgültig einordnen und welche Zinserwartungen sich danach ergeben. Der Beginn eines neuen Trends an den Anleihemärkten ist dann durchaus möglich.


  Landtagswahlen wichtiger als sonst 

In Deutschland dürfte vor allem das Wahlergebnis aus Hessen und Bayern im Fokus stehen. Die internationale Ausstrahlungskraft der Landtagswahlen ist diesmal weit höher als sonst. Ein klares Misstrauensvotum an die "Ampel"-Koalition würde im Ausland als Indiz einer wenig legitimierten Regierung gewertet, auf deren Aussagen man nicht viel geben kann. Ein starker Stimmengewinn für die AfD würde dazu Sorgen vor einem Rechtsruck wecken. Abseits der politischen Befindlichkeit interessieren sich Börsen aber eigentlich nur dafür, wie wirtschaftsfreundlich die Tendenzen in Deutschland sind.

Hohe Stimmengewinne für CDU und FDP sind hier das übliche positive Idealszenario, Stimmen für Grüne und Linke das negative. Noch größer ist allerdings die Sorge des Auslands vor einer gegenseitigen Blockade - und damit einer bevorstehenden Handlungsunfähigkeit. Per Saldo dürften Unternehmen alle Ergebnisse als positiv werten, die zu "Stabilität" führen. Denn sie ist die Voraussetzung für die Planbarkeit von mehrjährigen Investitionsentscheidungen.


  Thema "Konjunktur" könnte "Zinsen" bald ablösen 

Dazu wiesen Strategen im Jahresverlauf schon mehrfach darauf hin, dass viele politische und wirtschaftliche Negativszenarien im DAX eingepreist sein dürften. In der Underperformance deutscher Aktien sei vieles berücksichtigt, deutsche Aktien sähen dieses Jahr selbst gegen Frankreich und Großbritannien schlecht aus. Denn neben der Politik belaste Deutschland vor allem die China-Abhänigkeit der Exporte. Solange sich China konjunkturell nicht erholt, dürfte es auch für den DAX nicht besser werden.

Konjunkturdaten dürften damit wieder stärker in den Fokus der Börsianer rücken. Denn sobald sich die Erwartungen an das Zinsumfeld eingepegelt haben, wird die Konjunktur zum Haupttreiber der Unternehmensgewinne.

Die bisherige Datenlage zeichnet noch keine klares Bild: Der deutsche Auftragseingang erholte sich im August leicht von dem Einbruch im Vormonat. Weiter düster sieht es aber in der exportlastigen Chemie-Industrie aus. Das Ifo-Geschäftsklima für die Branche brach im September weiter ein, die Auftragslage ist schwach.


  Erste Ausblick der Berichtssaison 

Kommende Woche folgen dann viele weitere Indikatoren: So der Sentix-Index als Vorlauf für den wichtigen Geschäftsklima-Index und der Ausblick auf die Weltwirtschaft von der Jahrestagung bei IWF und Weltbank. Bei den Preiskomponenten stehen finale und neue Zahlen zu den Verbraucher- (CPI) und Produzentenpreisen (PPI) aus den USA und China an. Genau hinsehen dürfte man auch beim Sitzungsprotokoll der US-Notenbank und den Import-Export-Preisen in den USA.

Und vor allem bei den Ausblicken der US-Banken, denn schon am Freitag beginnt die Berichtssaison zum dritten Quartal in den USA. Da die Banken am dichtesten an den Zinsmärkten sind, dürften ihre Ausblicke und Zinserwartungen starken Einfluss auf die Börsen ausüben. Mit JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo wird gleichzeitig ein breiter Bereich von Investment Banking bis hin zum privaten Konsum abgedeckt.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/err

(END) Dow Jones Newswires

October 06, 2023 07:19 ET (11:19 GMT)