BERLIN (dpa-AFX) - Die Monopolkommission hat sich gegen eine Rückkehr zur Meisterpflicht in vielen Berufen ausgesprochen. Eine Ausweitung des "Meisterzwangs" dürfte zu einem deutlichen Rückgang der Betriebsgründungen in zulassungsfreien Gewerken führen, heißt es in einem neuen Bericht, den das unabhängige Beratergremium der Regierung am Donnerstag vorlegte. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" darüber berichtet. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks hatte indes jüngst eine Rückkehr zur Meisterpflicht gefordert.

Im Jahr 2004 war in mehr als 50 Handwerksberufen die Meisterpflicht weggefallen, darunter in Berufen wie Rollladen- und Jalousienbauer, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Gold- und Silberschmied, Orgelbauer oder Musikinstrumentenhersteller. Laut Monopolkommission führte dies zu einem "Gründungsboom". Allerdings sei feststellbar, dass es in den zulassungsfreien Gewerken eine geringere "Stabilität der Betriebe" gebe. Dies liege auch an der höheren Wettbewerbsintensität, wie es im Bericht heißt.

Die Kunden profitierten derzeit von der "stärkeren qualitativen Differenzierung" handwerklicher Leistungen. Das bedeutet, sie könnten selbst entscheiden, für welche Arbeit sie einen teureren Meisterbetrieb engagierten und einen günstigeren Anbieter. Ein "Meisterzwang" sei aus mehreren Gründen kein geeignetes Instrument dafür, eine hohe Qualität zu sichern. Zwar werde sichergestellt, dass die Betriebsinhaber eine formal höhere Qualifikation aufwiesen. In der Praxis aber würden viele Arbeiten von Gesellen und Lehrlingen und nicht von den Betriebsinhabern beziehungsweise Meistern ausgeführt. "Auch dürfte eine einmalig absolvierte Meisterprüfung nicht zur dauerhaften Qualitätssicherung ausreichen."

Die Kommission führt daneben verfassungsrechtliche Bedenken an. Zudem dürfte sich der Fachkräftemangel in einigen Handwerksberufen im Falle einer Rückkehr zur Meisterpflicht eher noch verschärfen.

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer dagegen hatte kürzlich auf eine Rückkehr zur Meisterpflicht in vielen Berufen gepocht und vor Marktverzerrungen gewarnt. "Wir können nicht jeden wild drauflos arbeiten lassen", hatte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Eine Wiedereinführung der Meisterpflicht in bisher zulassungsfreien Gewerken werde zu mehr Wettbewerbsgerechtigkeit und fairen Marktbedingungen führen. Seit der Deregulierung seien im Handwerk Zigtausende Solo-Selbstständige dazugekommen.

"Theoretisch kann jeder einfach einen Auftrag annehmen und machen. Für diese Tätigkeiten sollte man aber qualifiziert sein", sagte Wollseifer. Inzwischen seien einige Dienstleister unterwegs, die sich zwar als Handwerker betitelten, aber gar nicht ausgebildet seien. "Und die liefern natürlich nicht immer die Qualität ab, die es sein sollte. Das schädigt den Ruf des Handwerks insgesamt." Wollseifer hatte darauf verwiesen, dass die Koalition eine Arbeitsgruppe zum Thema Meisterpflicht gebildet habe./hoe/DP/jha