Frankfurt (Reuters) - Die Bundesbank hat angesichts der voranschreitenden Diskussion um die Einführung eines digitalen Euro ihr Bekenntnis zum Bargeld erneuert.

Dies stehe nicht im Widerspruch zu den Erwägungen, einen digitalen Euro in Umlauf zu bringen, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel am Donnerstag in einer Grußbotschaft zu einem Bargeld-Symposium der deutschen Notenbank in Berlin. "Ein digitaler Euro hätte ähnliche Eigenschaften und Vorzüge wie Bargeld - nur eben in digitaler Form", sagte Nagel. Wie auch Bargeld würde er Europa unabhängiger von internationalen Anbietern im Zahlungsverkehr machen. "Dabei soll der digitale Euro das Bargeld keinesfalls ersetzen, sondern lediglich ergänzen," betonte er.

Solange die Nachfrage nach Bargeld fortbestehe, würden die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder Bargeld jederzeit in ausreichender Menge zur Verfügung stellen, sagte Nagel. Noch am Donnerstag sollte sich die Eurogruppe mit der Option eines digitalen Euro befassen, wie es im Umfeld des Bundesfinanzministeriums hieß. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde dazu den Euro-Finanzministern einen Überblick geben. Noch im Juni dürfte es dann einen Legislativvorschlag der EU-Kommission geben. Dabei müsse der Mehrwert für Nutzer erkennbar werden.

Die EZB hatte im Herbst 2021 eine zweijährige Untersuchungsphase eingeleitet, um die Kerneigenschaften eines Digital-Euro zu bestimmen. Im Oktober will der EZB-Rat entscheiden, ob dem Projekt entgültig grünes Licht erteilt werden soll. Die daran anschließende Vorbereitungsphase könne zwei bis drei Jahre dauern, sagte EZB-Direktor Fabio Panetta unlängst. Die Digital-Version der Gemeinschaftswährung könne somit in etwa drei oder vier Jahren als Zahlungsmittel in den Umlauf gebracht werden.

Aus Sicht der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) sollte ein digitaler Euro die bestehenden Bezahlmöglichkeiten für die Verbraucher ergänzen, wie es in einem am Donnerstag veröffentlichten Positionspapier hieß. "Als zweite neue Geldform sollte von der EZB tokenisiertes Zentralbankgeld für Kreditinstitute geschaffen werden (Wholesale-Digitaler Euro)", hieß es darin. Diese zweite Form für den Interbankenmarkt neben einem Digital-Euro für die Verbraucher könne bei Kapitalmarkttransaktionen und im Zahlungsverkehr zur Effizienzsteigerung genutzt werden.

"Wir unterstützen das Ziel der EZB, dass der Zugang und die Nutzung des Digitalen Euro möglichst nutzerfreundlich gestaltet sein müssen", erklärte die DK. Dies seit jedoch für Banken mit Kosten verbunden. Die DK fordert deshalb ein "faires Vergütungsmodell." Alle entstehenden Kosten müssten berücksichtigt werden. Der erwartete Legislativvorschlag der EU-Kommission sei eine wichtige Weichenstellung zur Schaffung eines rechtlichen Rahmens. "Es ist im gesamten Prozess zwingend sicherzustellen, dass der Gesetzgeber in einem demokratischen Prozess über die Ausgabe des Digitalen Euro und die wesentlichen Design-Fragen entscheidet." Aus Sicht der DK umfasst das auch eine Klarstellung der Reichweite des Mandates der EZB.

(Bericht von Frank Siebelt, Christian Krämer. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)