FRANKFURT (awp international) - Die Inflation in Deutschland ist weiter auf dem Rückzug. Die Verbraucherpreise lagen im März um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats - nach 2,5 Prozent im Februar, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag anhand vorläufiger Daten in Wiesbaden mitteilte.

Einschätzungen von Ökonomen zur Preisentwicklung und zu möglichen Folgen für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB):

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank:

"Die Inflation in Deutschland bleibt auf Entspannungskurs. Damit wird eine Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank ab Juni immer wahrscheinlicher. Konsumkredite oder Baufinanzierungen werden allerdings nicht mehr viel billiger werden, da hier bereits eine Reihe von künftigen Zinssenkungen in den heutigen Konditionen vorweggenommen sind."

Ralph Solveen, Volkswirt Commerzbank:

"Auch wenn die Teuerungsrate bei den Waren noch fallen dürfte, sprechen die weiter stark steigenden Lohnkosten dafür, dass sich die Kernteuerungsrate im weiteren Verlauf dieses Jahres bei etwa 3 Prozent und damit deutlich über dem EZB-Ziel stabilisieren wird. Dies wird dazu beitragen, dass die gesamte Inflationsrate im März voraussichtlich ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht hat und in den kommenden Monaten eher wieder zulegen wird."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank:

"Mit Argusaugen wird derzeit die Lohnentwicklung verfolgt. Richtig ist, dass die Löhne vor allem im Dienstleistungssektor zuletzt deutlich stiegen. Unter Einrechnung der Inflations- und Lohnentwicklung in den Vorjahren verbleibt in der Haushaltskasse real allerdings immer noch ein dickes Minus. Wie die deutschen Einzelhandelsumsätze zuletzt zeigten, halten sich die Verbraucher mit ihren Konsumausgaben zurück. Preisüberwälzungen werden deshalb nicht so einfach möglich sein. Höhere Lohnkosten dürften deshalb zulasten der Margen gehen. Die EZB hat grünes Licht für eine Zinssenkung im Juni."

Michael Heise, Chefökonom HQ Trust:

"Endlich: Die Inflationsrate ist auf den tiefsten Stand seit Mai 2021 gefallen und nicht mehr weit vom mittelfristigen Ziel der EZB entfernt. Das ist eine gute Nachricht. Die weniger gute ist, dass dies wohl der Tiefpunkt der Entwicklung in 2024 gewesen ist. Viel besser wird es höchstwahrscheinlich nicht mehr werden."

Ulrich Wortberg, Ökonom Landesbank Hessen-Thüringen:

"Die deutschen Verbraucherpreise sinken im März auf den tiefsten Stand seit knapp drei Jahren. Dafür kann unter anderem ein günstiger Basiseffekt verantwortlich gemacht werden. Auch in Frankreich kam es zu einem Rückgang der Jahresteuerungsrate, während Italien und Spanien Anstiege zu verzeichnen hatten. Die Konsensschätzungen wurden zumeist aber unterschritten und mit Blick auf die morgen anstehende Schnellschätzung der EWU-Teuerung zeichnet sich keine Überraschung auf der Oberseite ab. Zwar dürfte die monatliche Dynamik die Vertreter der EZB in ihrer Einschätzung bestätigen, nicht zu schnell mit Zinssenkungen zu beginnen, insgesamt stehen die Zahlen einem ersten Schritt im Juni aber nicht entgegen."/jsl/la/jha/