Sintra (Reuters) - Die EZB sollte aus Sicht von Sloweniens Notenbankchef Bostjan Vasle die nächste Zinssenkung nicht überstürzen.

Denn es gebe noch eine Menge Risiken mit Blick auf den Rückgang der Inflation, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir müssen sehr achtsam sein und dürfen die Zinsen nicht überstürzt senken", sagte Vasle. "Ob wir die Zinsen im September senken oder erst einige Monate später, ist eine offene Frage." Die Inflation im Euroraum schwächte sich im Juni auf 2,5 Prozent ab von 2,6 Prozent im Mai. Die Europäische Zentralbank (EZB) geht davon aus, dass die Rate in den Monaten bis Jahresende um das aktuelle Niveau herum schwanken wird.

Bislang erwartet die EZB, dass die Teuerung sich im nächsten Jahr weiter abschwächen und dann gegen Jahresende 2025 bei der Notenbank-Zielmarke von 2,0 Prozent ankommen wird. Sollte die Inflation diesem Pfad folgen, könnten Vasle zufolge weitere Zinsschritte nach unten erfolgen. "Wenn die Wirtschaft sich gemäß unseren Basiserwartungen entwickelt, dann stimmen die Börsenerwartungen im Großen und Ganzen mit meiner Sichtweise überein", sagte er. Am Finanzmarkt wird derzeit noch mit ein bis zwei Zinssenkungen bis zum Ende des laufenden Jahres gerechnet. Bis Ende 2025 werden noch insgesamt vier Zinsschritte im Gesamtumfang von etwas über einem Prozentpunkt erwartet.

Ob die Basiserwartungen der Währungshüter erfüllt würden, sei aber alles andere als klar, sagte Vasle. "Die Verbraucherstimmung ist ermutigend, das Wachstum hält an, und der Arbeitsmarkt ist angespannt, so dass das Risiko besteht, dass die Inflation im Dienstleistungssektor bleibt." Die Teuerungsrate bei den Dienstleistungen im Euroraum ist mit 4,1 Prozent im Juni nach wie vor sehr hoch. Manche Währungshüter befürchten, dass sich das verfestigen könnte, womit der Preisdruck länger anhalten könnte als bislang von den Währungshütern angenommen wird.

(Reporter Balazs Koranyi, Francesco Canepa; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Birgit Mittwollen.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)