London (Reuters) - Die Notenbank in London hat den Leitzins auf das höchste Niveau seit 15 Jahren angehoben.

Um die Inflation in den Griff zu bekommen, beschloss die Bank of England (BoE) am Donnerstag eine Erhöhung um einen viertel Punkt auf 5,25 Prozent. Es war bereits die 14. Anhebung in Folge. Die Notenbank hält sich zugleich die Option für eine Fortsetzung der Serie offen: Sie will die Geldpolitik ausreichend straff genug gestalten, um die Inflation auf den Zielwert von 2,0 Prozent zu drücken. Dabei sieht sie gewisse Anzeichen dafür, dass sich der Preisauftrieb zäher als erwartet herausstellen könnte. BoE-Chef Andrew Bailey geht davon aus, dass die Teuerung im Oktober noch bei rund fünf Prozent liegen wird.

Händler taxieren die Chance auf 68 Prozent, dass die BoE auf der nächsten Sitzung im September nachlegt und der Leitzins dann auf 5,50 Prozent steigen wird. Bailey lässt sich jedoch nicht in die Karten blicken: Ähnlich wie die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed will sich die BoE von der Datenlage leiten lassen.

Die Verbraucherpreise waren im Juli zwar mit 7,9 Prozent nicht mehr ganz so stark gestiegen wie im Juni mit 8,7 Prozent. Doch noch immer hat Großbritannien damit eine der höchsten Inflationsraten im Kreis der großen Industrieländer. Zugleich nagt die Teuerung an der Kaufkraft der Bürger.

"Letztlich war der Inflationsrückgang zu soft, weshalb Handlungsbedarf bestand", sagt Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die Zentralbank meine es mit der Inflationsbekämpfung ernst: "Der Inflationsausblick wird die Notenbank zinsseitig vorerst auf dem Sprung halten." 

ZWEI BEFÜRWORTER VON GROSSEM ZINSSCHRITT

Das Pfund weitete seine Verluste aus. Die britische Währung gab nach dem Entscheid der BoE bis zu 0,7 Prozent nach und pendelte sich bei einem Minus von rund 0,4 Prozent bei 1,266 Dollar ein. Zuvor lag sie 0,2 Prozent im Minus.

Im Juni hatte die Notenbank den Leitzins um einen halben Prozentpunkt erhöht, um der Inflation Paroli zu bieten. Nun schaltete sie einen Gang zurück. Doch zwei Währungshüter waren dafür, das Tempo hoch zu halten und erneut einen halben Prozentpunkt nach oben zu gehen. Die Währungshüterin Swati Dhingra votierte hingegen für eine Pause. Bei früheren Zinsbeschlüssen hatte sie mit dieser Position auch Silvana Tenreyro an ihrer Seite, die mittlerweile aus dem Gremium ausgeschieden ist. Deren Nachfolgerin Megan Greene gilt hingegen als Verfechterin einer straffen geldpolitischen Linie.

Die Zentralbank hatte ihre Serie von Zinserhöhungen bereits im Dezember 2021 gestartet. Dennoch steht sie in der Kritik, die sich aufbauende Inflationswelle zu spät bemerkt zu haben. BoE-Chef Bailey hat die Devise ausgegeben, dass die Notenbank ihre straffe geldpolitische Linie nun durchziehen müsse, um die ungewöhnlich kräftige Inflation zu zähmen.

Zugleich herrscht Konjunkturflaute auf der Insel: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagt dem Land dieses Jahr ein Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von lediglich 0,4 Prozent voraus. Unter den sieben führenden Wirtschaftsnationen wäre Großbritannien damit ziemlich weit hinten: Nur Deutschland werden vom IWF mit einem prognostizierten Minus von 0,3 Prozent beim BIP schlechtere Aussichten bescheinigt.

In Großbritannien hat die Zinserhöhungsserie mit der zurückgegangenen Inflationsrate zwar Wirkung gezeigt. Doch zugleich sind die Hypothekenkosten auf das höchste Niveau seit 2008 gestiegen, was die Baulust auf der Insel trübt. Finanzminister Jeremy Hunt betonte, die Regierung werden weiter alles tun, um Bürgern angesichts der hohen Hypothekenkosten unter die Arme zu greifen.

(Bericht von: David Milliken, Andy Bruce, Suban Abdulla, Muvija M, geschrieben von Reinhard Becker, Zuzanna Szymanska, Mitarbeit Rene Wagner,; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)