LONDON (dpa-AFX) - Die Unternehmensstimmung in der Eurozone hat sich weiter eingetrübt. Wie das Forschungsinstitut Markit am Freitag in London in seiner finalen Schätzung mitteilte, fiel der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex im Dezember auf den tiefsten Stand seit rund vier Jahren. Der Indikator, der auf einer Unternehmensumfrage basiert, ging im Monatsvergleich um 1,6 Punkte auf 51,1 Zähler zurück. In einer ersten Schätzung war ein Rückgang auf 51,3 Punkte ermittelt worden.

Der entsprechende Indikator für den Dienstleistungssektor fiel um 2,2 Punkte auf 51,2 Punkte. Hier waren zunächst 51,4 Punkte ermittelt worden. Bereits am Mittwoch war bekannt geworden das sich der Industrieindikator wie erwartet gefallen war.

In den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone, Deutschland und Frankreich, trübte sich der Dienstleistungsindikator noch stärker als zunächst ermittelt ein. In Frankreich sank er sogar unter die Grenze von 50 Punkten, die Wachstum von Schrumpfung trennt. In Italien und Spanien fielen die Daten etwas besser als erwartet aus. In beiden Ländern wird keine Erstschätzung durchgeführt.

Markit-Chefökonom Chris Williamson machte den im Dezember nahezu stagnierenden Auftragseingang für das langsame Wachstum der Eurozone verantwortlich. "Die Auftragsbestände nahmen sogar erstmals seit fast vier Jahren wieder ab." Die Eurozone sei daher so langsam gewachsen wie zuletzt Ende 2014.

Williamson zufolge seien die Wachstumseinbußen in Frankreich teilweise auf die Proteste der Gelbwesten zurückzuführen. Daneben habe der Autosektor geschwächelt. Vielmehr Sorgen mache ihm jedoch die Stimmung bei den Unternehmen. Die Geschäftserwartungen seien auf den tiefsten Wert seit vier Jahren gesunken, wobei die Unternehmen nicht mit einer kurzfristigen Nachfragebelebung rechneten. Grund dafür sei die politische Unsicherheit im Zusammenspiel mit Brexit, Handelskonflikten und globaler Konjunkturabkühlung. Auch der Beschäftigungsaufbau habe "einen Knacks" bekommen, so Williamson.

Die einzig positive Nachricht komme demnach von der Preisfront. "So stiegen die Einkaufspreise mit der niedrigsten Rate seit über zwei Jahren an, was der EZB etwas Luft bei der Überprüfung ihrer Geldpolitik liefern sollte", schreibt Williamson.

^Region/Index Dezember Prognose Erstschätzung Vormonat

EURORAUM

Gesamt 51,1 51,3 51,3 52,7

Verarb. Gew. 51,4 51,4 51,4 51,8

Dienste 51,2 51,4 51,4 53,4

DEUTSCHLAND

Verarb. Gew. 51,5 51,5 51,5 51,8

Dienste 51,8 52,5 52,5 53,3

FRANKREICH

Verarb. Gew. 49,7 49,7 49,7 50,8

Dienste 49,0 49,7 49,6 55,1

ITALIEN

Verarb. Gew. 49,2 48,4 --- 48,6

Dienste 50,5 50,1 --- 50,3

SPANIEN

Verarb. Gew. 51,1 52,4 --- 52,6

Dienste 54,0 53,7 --- 54,0°

(in Punkten)

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