Sie beließ den geldpolitischen Schlüsselsatz bei 0,75 Prozent, wobei nur zwei der neun Währungshüter für eine Kappung stimmten. Die Notenbank verwies auf ein Anziehen der Konjunktur seit den Wahlen im Dezember, die eine stabile Mehrheit für den konservativen Premierminister Boris Johnson gebracht und damit einem geregelten EU-Abschied den Weg geebnet hatte. Zugleich ließ die Bank of England allerdings die Tür für eine Lockerung offen: Sollte sich die Erholung der Wirtschaft nicht als nachhaltig erweisen, könne ein Anschub durch die Geldpolitik nötig werden.

Der scheidende Notenbank-Chef Mark Carney sagte, die Anzeichen für eine Besserung seien noch nicht in größerem Umfang sichtbar. Die Erholung sei somit fragil. Sie könne durch Gefahren wie ein Wiederaufflammen des von den USA angefachten Zollkonflikts oder die Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruchs in China zunichtegemacht werden. Daher müssten die Währungshüter "auf der Hut sein".

Carney gibt sein Amt an der Spitze der Bank of England Mitte März ab und wird dann Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für Klimaschutz und Finanzen. Der einstige Vizechef Andrew Bailey wird das Ruder übernehmen und somit auch die nächste Zinssitzung Ende März leiten.

Gegen Ende vorigen Jahres hatte die Wirtschaft auf der Insel Anzeichen der Schwäche gezeigt: Das Bruttoinlandsprodukt stieg im November binnen Jahresfrist lediglich um 0,6 Prozent - der schwächste Zuwachs seit Juni 2012. Die Aussichten hellen sich zuletzt aber auf. Der Optimismus in den Industriefirmen stieg laut dem Barometer des Branchenverband CBI auf das höchste Niveau seit fast sechs Jahren: "Die Anzeichen für einen Stimmungsumschwung zu Beginn des neuen Jahrzehnts haben ganz offensichtlich den Ausschlag dafür gegeben, dass das Zinsniveau beibehalten wurde", meint CBI-Chef-Ökonomin Rain Newton-Smith.

Wegen der Anzeichen konjunktureller Schwäche Ende vorigen Jahres war an den Finanzmärkten über eine erste geldpolitische Lockerung seit August 2016 spekuliert worden. Damals war es eine Reaktion auf das historische EU-Austrittsvotum. Nun steht der Ausstieg unmittelbar bevor. Nach einer langen Hängepartie wird das Vereinigte Königreich die Europäische Union am Freitag nach 47-jähriger Mitgliedschaft um 24.00 Uhr (MEZ) verlassen. Die künftigen Beziehungen zur EU sind jedoch weiter ungeklärt, was Unsicherheit für die Wirtschaft bedeutet.

"In den nun anstehenden Verhandlungen gilt es, neben fairen Wettbewerbsregelungen vor allem einen möglichst engen künftigen europäisch-britischen Beziehungsrahmen zu entwerfen, der wenigstens den langfristigen Schaden für beide Seiten minimiert", so die Einschätzung der Chefvolkswirtin der staatlichen deutschen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. Die Bank of England hat mehrfach vor einem ungeregelten Brexit gewarnt, der aus ihrer Sicht der Wirtschaft schweren Schaden zufügen würde.