Bern (awp/sda) - Schweizer Unternehmen haben 2015 insgesamt 15,7 Mrd CHF für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das sind 10% mehr als bei der letzten Erhebung 2012 und ein neuer Rekord.

Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Bundesamt für Statistik (BFS) in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse durchgeführte Erhebung. Demnach sind die Forschungsausgaben in der Schweiz seit der Jahrtausendwende stetig angestiegen.

Die Zahlen des BFS zeigen starke Wachstumsraten zwischen 2000 und 2008. Danach sei wegen des verschlechterten wirtschaftlichen Umfelds ein Verlangsamung festzustellen, sagte Studienleiter Philippe Stauffer vom BFS am Donnerstag vor den Medien in Bern.

Der private Sektor bestreitet rund zwei Drittel der Forschungsausgaben in der Schweiz. 2015 machten die Aufwendungen der Unternehmen rund 2,4% des Bruttoinlandprodukt (BIP) aus.

Damit gehört die Schweiz im internationalen Vergleich zu den Ländern, die am meisten Geld in Forschung und Entwicklung investieren. Seit der letzten Erhebung ist die Schweiz in der Rangliste einen Rang nach oben geklettert und belegt nun hinter Israel, Südkorea und Japan Platz vier.

RÜCKGANG BEI KLEINUNTERNEHMEN

Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse, sprach von einem erfreulichen Resultat angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage wegen des starken Frankens. Es sei positiv, dass Schweizer Unternehmen ihr Forschungsaktivitäten in den letzten Jahren nicht in Ausland verlagert hätten, sagte er. Damit die Schweiz als Forschungsstandort attraktiv bleibe, sei es wichtig, weiterhin für gute Rahmenbedingungen zu sorgen.

Ein Wermutstropfen sei allerdings, dass kleine Unternehmen ihre Forschungsausgaben seit 2012 deutlich reduziert hätten. Betriebe mit weniger als 50 Angestellten haben ihre Aufwendungen in den vergangenen drei Jahren um rund einen Fünftel reduziert. Dagegen haben vor allem mittlere und grössere Unternehmen ihre Forschungsaktivitäten im gleichen Zeitraum deutlich ausgebaut.

Dies lasse vermuten, dass KMU sensibler auf Konjunkturschwankungen reagierten als grössere Unternehmen, sagte er. Ein zweiter Wermutstropfen ist laut Minsch der starke Rückgang der Forschungsausgaben in der Metallbranche von 30%.

GRUNDLAGENFORSCHUNG WICHTIGER

Gegenüber der letzten Erhebung haben die Unternehmen deutlich mehr für die Grundlagenforschung ausgegeben. Von 2012 bis 2015 haben sich die Aufwendungen für die Grundlagenforschung mit 3,5 Mrd CHF mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Der Bund wendet für den Nationalfonds rund 1 Mrd CHF und für den gesamten ETH-Bereich rund 2,4 Mrd CHF jährlich auf.

Für den grössten Anteil des Wachstums in der Privatwirtschaft steht die Pharmabranche, die ihre Aufwendungen gegenüber 2012 um 1,6 Mrd CHF erhöht hat. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung bestehe darin, dass der Entwicklungszyklus eines Medikamentes länger und komplizierter geworden sei, hiess es.

Mit rund 35% aller Forschungsaufwendungen bleibt die Pharmabranche wichtigster Akteur. 2015 beliefen sich ihre Ausgaben auf 5,5 Mrd CHF.

Den grössten%ualen Anstieg seit 2012 verzeichnete mit 66% die Branche "Dienstleistungen von Informations- und Kommunikationstechnologie".

Einen starken Anstieg gab es zudem bei den Forschungsaufträgen von Schweizer Unternehmen an Dienstleister im Ausland. Von 2,3 Mrd CHF im Jahr 2012 sind sie auf auf 5 Mrd CHF im Jahr 2015 gestiegen. Der Betrag für ausländische Forschungsaufträge an Firmen in der Schweiz belief sich 2015 wie bei der vorangehenden Erhebung auf fast 2 Mrd CHF.