Kairo/Jerusalem/Gaza (Reuters) - Im Gaza-Krieg haben sich Fortschritte bei den Verhandlungen über eine Feuerpause angedeutet.

Beide Seiten zeigten sich am Freitag zuversichtlicher als zuletzt in dem seit neun Monaten anhaltenden Konflikt. Aus Kreisen der israelischen Unterhändler verlautete, es bestehe eine echte Chance auf eine Einigung. Auf palästinensischer Seite sagte ein den Gesprächen nahestehender Insider, das neueste Angebot der radikal-islamischen Hamas könnte zu einer Rahmenvereinbarung führen. Es müsse dazu von Israel angenommen werden. Türkische Medien zitierten Präsident Recep Tayyip Erdogan mit den Worten, er hoffe, dass "in ein paar Tagen" ein "endgültiger Waffenstillstand" erreicht werden könne.

Dem palästinensischen Insider zufolge hat die Hamas ihre Position geändert. Sie fordere nicht länger als Bedingung für eine Unterzeichnung eines Rahmenabkommens eine israelische Zusage zu einem dauerhaften Waffenstillstand. Zudem könnten Verhandlungen darüber während einer ersten sechswöchigen Phase stattfinden. "Sollten die Parteien für eine Einigung auf einen dauerhaften Waffenstillstand benötigen, sollten sie vereinbaren, dass es bis dann keine neuen Kampfhandlungen gibt", sagte der Insider Reuters. Als Vermittler treten insbesondere Katar und Ägypten auf.

Grundlage der Gespräche ist ein von US-Präsident Joe Biden Ende Mai vorgelegter Plan, der die Freilassung von etwa 120 Geiseln der Hamas und einen Waffenstillstand umfasste. Zunächst sind in zwei Phasen die schrittweise Freilassung der Geiseln, ein Rückzug der israelischen Streitkräfte und eine Freilassung palästinensischer Gefangener aus israelischer Haft geplant. Eine dritte Phase beinhaltet den Wiederaufbau Gazas und die Rückgabe der Überreste toter Geiseln. Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz mit Sitz im Libanon erklärte ihrerseits am Freitag, im Falle einer Waffenruhe werde auch sie sofort ihre Angriffe auf Israel einstellen. Die Kämpfe an der israelischen Nordgrenze schüren die Angst vor einer Ausweitung des Konflikts.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Donnerstag Biden in einem Telefonat gesagt, dass die israelischen Unterhändler die Gespräche wieder aufnehmen würden. Eine Einigung könnte innenpolitische Konsequenzen für Netanjahu haben. Einige rechte Mitglieder seiner Koalition haben erklärt, sie würden aus der Regierung austreten, sollten die Kämpfe vor einer völligen Vernichtung der Hamas eingestellt werden. Bereits am Donnerstag wurden dem Sender Channel 7 zufolge Streit deutlich. Demnach habe der rechte Minister Itamar Ben Gvir sich bei einer Kabinettssitzung beschwert, dass Geheimdienst- und Militärvertreter ohne seine Zustimmung der Wiederaufnahme der Gespräche zugestimmt hätten.

Der Krieg begann im Oktober 2023 mit einem Überraschungsangriff der Hamas auf Israel. Dabei wurden nach Angaben der Regierung in Jerusalem 1200 Menschen getötet und 250 von den Islamisten als Geiseln verschleppt. Nach palästinensischen Angaben sind bei der anschließenden israelischen Offensive im Gazastreifen mehr als 38.000 Palästinenser getötet worden.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi, Mohammad Salem und Maayan Lubell; Geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Jörn Poltz.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)