New York (Reuters) - Laut US-Notenbankdirektor Christopher Waller rückt der Zeitpunkt einer Zinssenkung näher.

Die Federal Reserve sei zwar noch nicht am Ziel, sagte er am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Kansas City Fed. Er gehe aber davon aus, dass man sich der Zeit nähere, zu der eine Senkung des Leitzinses gerechtfertigt sei. Am Vortag hatte sich seine Direktoriumskollegin Adriana Kugler ähnlich geäußert und auf Fortschritte im Kampf gegen die Inflation auf dem Weg zur Zinswende verwiesen. Laut Waller gibt es ein "Szenario", das von einem anhaltenden stetigen Rückgang des Inflationsdrucks ausgeht: Unter dieser Prämisse könne er sich in "nicht allzu ferner Zukunft eine Zinssenkung vorstellen".

In einem weniger optimistischen Szenario würde der Rückgang der Inflation jedoch ungleichmäßiger ausfallen. Dies würde laut Waller die Frage aufwerfen, ob die Fed nachhaltig zu ihrem Zwei-Prozent-Ziel zurückkehrt. "In diesem Fall ist eine Zinssenkung in naher Zukunft unsicherer", räumte der Währungshüter ein. Das unwahrscheinlichste Szenario wäre nach Ansicht Wallers ein Wiederanstieg der Inflation.

Die Verbraucherpreise in den USA waren im Juni mit einer Teuerungsrate von 3,0 Prozent nicht mehr so stark gestiegen wie im Mai (3,3 Prozent) und im April (3,4 Prozent). An den Finanzmärkten wurde durch den spürbaren Rückgang die Spekulation angeheizt, dass die Fed die Leitzinsen im September senken könnte. Derzeit hält sie den geldpolitischen Schlüsselsatz noch in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent.

Notenbankchef Jerome Powell ließ bei einem Auftritt beim Economic Club of Washington Anfang der Woche offen, wann es zur Zinswende kommen könnte. Doch die Äußerungen des Fed-Spitzenpersonals lassen viele Experten vermuten, dass die Zentralbank auf ihrer Sitzung Ende des Monats den Weg für Zinssenkungen ebnen und die Wende dann im September vollziehen könnte.

(Bericht von Michael S. Derby, geschrieben von Reinhard Becker; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)