Sintra (Reuters) - Trotz Fortschritten im Kampf gegen die Inflation hat die US-Notenbank laut Fed-Chef Jerome Powell auf dem Weg zu einer Zinswende keine Eile. Die Zentralbank sei in der Lage, sich Zeit zu nehmen und es "richtig" zu machen, sagte Powell am Dienstag auf dem Zentralbanken-Forum der EZB im portugiesischen Sintra. Es seien Risiken mit einem zu schnellen, jedoch auch mit einem verspäteten Vorgehen verbunden. Doch die Risiken pendelten sich nun in einer besseren Balance ein. Mit einer Rückkehr der Inflation zum Ziel der Notenbank von zwei Prozent sei allerdings erst Ende kommenden Jahres oder im übernächsten Jahr zu rechnen.

Auf dem Weg zu einer Zinswende nach unten achtet die Zentralbank besonders auf die Preisentwicklung eines festen Warenkorbs, der auf persönlichen Ausgaben der US-Konsumenten basiert. Dieses Inflationsmaß - der PCE-Index - stabilisierte sich im Mai auf dem Vormonatsniveau. Zum Mai 2023 ergab sich eine Teuerungsrate von nur noch 2,6 Prozent, nach 2,7 Prozent im April. Die noch immer relativ hohen Lebenshaltungskosten lasten allerdings weiter auf dem Konsum: Die Verbraucherpreise (CPI) stiegen im Mai um 3,3 Prozent.

"VIELE FORTSCHRITTE"

Powell sagte in Sintra, die Notenbank habe "viele Fortschritte" im Kampf gegen die Inflation gemacht. Doch müsse man weitere Daten abwarten: "Wir wollen einfach verstehen, dass die Niveaus, die wir sehen, wirklich das abbilden, was tatsächlich mit der zugrunde liegenden Inflation passiert", sagte Powell.

Die Fed will mit einer Hochzinspolitik die Inflationswelle brechen und den Arbeitsmarkt abkühlen, ohne dabei den Konjunkturmotor abzuwürgen. Sie hält den Leitzins in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Angesichts der zähen Inflation in den USA stellen sich viele Investoren darauf ein, dass eine Zinssenkung frühestens im September vollzogen wird. Auf die Frage, ob es dann so weit sein werde, ging Powell in Sintra nicht ein.

(Bericht von Balazs Koranyi und Reinhard Becker. Redigiert von Scot W. Stevenson. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)