LONDON (dpa-AFX) - Die britische Notenbank setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation mit einer überraschend deutlichen Zinsanhebung fort. Der Leitzins steigt um 0,50 Prozentpunkte auf 5,0 Prozent, wie die Bank of England am Donnerstag nach ihrer Sitzung in London mitteilte. Analysten hatten eine Straffung erwartet, allerdings überwiegend mit einem kleineren Schritt um 0,25 Punkte gerechnet.

Es ist bereits die dreizehnte Zinserhöhung seit Ende 2021. Seinerzeit hatte der Zins noch knapp über der Nulllinie gelegen. Aktuell rangiert er auf dem höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008. Die derzeitige Straffungsphase ist eine der schärfsten in der Geschichte der Bank of England. Die wirtschaftlichen Folgen sind trübere Wachstumsaussichten und stark steigende Hypothekenzinsen, die viele Haushalte unter Druck setzen.

Die deutliche Zinsanhebung wurde im geldpolitischen Ausschuss FPC mit sieben zu zwei Stimmen getroffen. Wie schon in den vorherigen Sitzungen sprachen sich die Notenbankerinnen Silvana Tenreyro und Swati Dhingra gegen den Schritt aus und votierten für unveränderte Zinsen. Die übrigen sieben Zentralbanker sprachen sich geschlossen für den großen Zinsschritt aus.

Die Notenbank begründet ihre abermalige Straffung vor allem mit der hohen Inflation. Diese hatte zuletzt wiederholt nach oben hin überrascht und war im Mai nicht wie erwartet gefallen, sondern auf hohem Niveau stabil geblieben. Die Kernteuerung ohne Energie und Lebensmittel war sogar auf einen 31-jährigen Höchststand geklettert. Die Kerninflation wird von vielen Fachleuten als die zuverlässigere Inflationszahl betrachtet, wenn es um die Abbildung des grundlegenden Preistrends geht.

Darüber hinaus nennt der geldpolitische Ausschuss auch die anhaltend hohen Lohnsteigerungen als Grund für die neuerliche Zinsanhebung. Auch die Preiszuwächse im großen Dienstleistungssektor werden als Begründung genannt. Dieser Bereich wird gegenwärtig von vielen Notenbanken besonders beäugt, weil der Lohnanteil an den Preisen hier hoch liegt und sogenannte Zweitrundeneffekte durch steigende Löhne besonders schwer wiegen.

An den Finanzmärkten stieg das britische Pfund nach der Zinsentscheidung zunächst an, geriert dann aber zwischenzeitlich unter Druck. Eine ähnliche Reaktion war bereits am Mittwoch nach der Veröffentlichung der jüngsten Inflationszahlen zu beobachten. Hintergrund ist, dass die Zinsanhebungen zunehmend die Wirtschaftsentwicklung belasten und Stagflationsängste die Runde machen. Stagflation bezeichnet eine Phase mit schwachem Wachstum und hoher Teuerung./bgf/jsl/jha/