MONTABAUR/MAINTAL (awp international) - Der Telekommunikationsanbieter und Internetdienstleister United Internet rechnet 2019 mit einem langsameren Wachstum als zuletzt. Zudem will das Unternehmen und seine Tochter 1&1 Drillisch die Dividende im Falle einer teuren Ersteigerung von Mobilfunkfrequenzen drastisch zusammenstreichen. An der Börse kamen die Nachrichten überhaupt nicht gut an.

Die im MDax notierten Aktien von United Internet büssten zuletzt 5,6 Prozent ein, diejenigen von 1&1 Drillisch knapp 14,4 Prozent - die Papiere setzten damit die Talfahrt der vergangenen Wochen und Monate fort. Die Aktien der beiden Unternehmen sind seit einiger Zeit unter Druck. Sorgen bereiten vor allem die möglicherweise hohen Kosten für den Aufbau eines eigenen Netzes.

1&1 Drillisch bietet derzeit um Frequenzen für den kommenden Mobilfunkstandard 5G mit. Sollte das Unternehmen auch tatsächlich Lizenzen erhalten, soll die Ausschüttung von United Internet um 80 Cent auf 5 Cent gekappt werden. Auch bei 1&1 Drillisch würde die Dividende in diesem Fall von 1,60 Euro auf 5 Cent gekürzt. Experten wie der UBS-Analyst Polo Tang hatten zwar mit einer Kappung gerechnet, waren aber in einer ersten Reaktion vom möglichen Ausmass überrascht.

Konzernchef Ralph Dommermuth begründete den zweigeteilten Dividendenvorschlag mit hohen Investitionen, die mit der Ersteigerung von Lizenzen nötig würden. Bisher mietet United Internet im Mobilfunk lediglich Netzkapazitäten von Telefonica Deutschland und Vodafone , um damit eigene Tarife an Kunden zu verkaufen. Allerdings hänge die Entscheidung vom Verlauf der Auktion in Mainz ab: "Wenn es für uns wirtschaftlich vernünftig funktioniert, wollen wir eigene Frequenzen erwerben. Wenn es nicht vernünftig funktioniert, bleiben wir beim bestehenden Business-Modell."

Sollte das Unternehmen keine Frequenzen ersteigern, dann soll die United-Internet-Dividende um fünf Cent auf 90 Cent steigen, bei 1&1 Drillisch um 20 Cent auf 1,80 Euro. "Nachdem 2017 ganz im Zeichen von Transaktionen wie dem Zusammenschluss mit Drillisch sowie der Übernahme von Strato stand, haben wir uns 2018 intensiv um die Integration der neuen Unternehmensteile gekümmert", sagte Dommermuth.

"Gleichzeitig haben wir unsere Geschäftsbereiche erfolgreich weiterentwickelt und konnten bei allen wichtigen operativen Kennzahlen erneut deutlich zulegen und unsere Ziele erreichen." 2019 will United Internet den Umsatz um vier Prozent steigern und das um die Effekte aus geänderten Bilanzierungsregeln bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um acht Prozent. Das ist jeweils weniger als im abgelaufenen Jahr. Einige Experten hatten sich vor allem beim Umsatz einen etwas optimistischeren Ausblick erhofft.

Bei der Tochter 1&1 Drillisch liege auch das Ziel für das operative Ergebnis unter den Markterwartungen, schrieb Goldman-Sachs-Analyst Joshua Mills. Das dürfte den Anlegern sauer aufstossen, weil es Fragen rund um das derzeitige Geschäftsmodell aufwerfen könnte. Analyst Holger Schmidt von der Privatbank Metzler verwies darauf, dass United Internet auch für den Fall eines eigenen 5G-Netzes nicht so kapitalintensiv werden dürfte wie die Platzhirsche in Deutschland.

Auf vergleichbarer Basis legte der Konzernerlös 2018 um rund zehn Prozent zu, inklusive insbesondere der Drillisch-Übernahme um 22 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Mit einem Zuwachs von 970 000 Verträgen konnte 1&1 Drillisch das gesetzte Ziel von zuletzt eine Million zusätzlichen Kundenanschlüssen nicht ganz erfüllen. "Die Gesellschaft erwartet 2019 ein weiterhin starkes Kundenwachstum", hiess es. Eine konkrete Kundenprognose gab es diesmal zunächst aber nicht.

Das operative Ergebnis kletterte auf vergleichbarer Basis um knapp elf Prozent - die Übernahmen eingerechnet war es ein Plus von fast 23 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro. Mit den Zahlen traf United Internet die Erwartungen von Analysten. Beim Ausblick hatten diese sich allerdings ein Umsatzwachstum von knapp 6 Prozent ausgerechnet.

Der auf die United-Internet-Aktionäre entfallende Nettogewinn nach Minderheitsanteilen ging von 649 Millionen Euro vor einem Jahr auf knapp 189 Millionen zurück. Zum einen hatte sich der Konzern im Vorjahr durch die Übernahme von Drillisch Sondererträge für eigene Anteile gutgeschrieben, zudem belastete dieses Jahr eine Wertminderung auf die Beteiligung von Tele Columbus. Ausserdem muss United Internet mehr Gewinnanteile an Minderheitsgesellschafter von Drillisch und an den Finanzinvestor Warburg Pincus abführen, dem ein Drittel der Sparte mit Geschäftsanwendungen gehört./men/zb/jha/