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FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Der Abwärtstrend der Aktien von Hugo Boss hat sich am Freitag nach einer Gewinnwarnung des Modekonzerns beschleunigt. Die Papiere fielen am Vormittag um 12,44 Prozent auf 39,20 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit 2010. Im Schlepptau kamen auch Adidas im Dax mit 1,6 Prozent unter Druck.

Die Senkung der Gewinnziele durch Hugo Boss kommt laut Analystin Elena Mariani von der Bank Morgan Stanley zwar nur eingeschränkt überraschend, sie "senkt aber die mittelfristige Vorhersagbarkeit der Umsatz- und Gewinnentwicklung weiter, weshalb die Bewertung der Aktien noch länger als gedacht auf niedrigem Niveau bleiben könnte."

Der MDax-Konzern bringt es nach einem Kursrutsch um mehr als ein Viertel im bisherigen Jahresverlauf nur noch auf einen Börsenwert von knapp 2,8 Milliarden Euro. Vom Rekordhoch der Aktien von mehr als 120 Euro im Jahr 2015 ist mittlerweile nur noch rund ein Drittel übrig.

Hugo Boss begründete den niedrigeren Jahresausblick mit schlechten Geschäften in den USA wegen eines schwierigen Marktumfeldes sowie mit den Hongkong-Unruhen, die sich immer stärker auf die Nachfrage der Kunden auswirkten. Der Luxusgüterhersteller LVMH hatte den Branchenanlegern tags zuvor mit seinem Umsatztrend im dritten Quartal noch Mut gemacht, indem er der Krisensituation in Hongkong getrotzt hatte.

Ein eher schwaches drittes Quartal sei zu erwarten gewesen, doch sei die Profitabilität geradezu eingebrochen, schrieb Analyst Christian Salis von der Privatbank Hauck und & Aufhäuser nun in einer ersten Einschätzung. Das operative Ergebnis (Ebit) der Metzinger fiel im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 80 Millionen Euro. Auch im Gesamtjahr rechnet Boss nun mit einem Gewinnrückgang. Der Umsatz soll zudem auf währungsbereinigter Basis nur noch im niedrigen einstelligen Prozentbereich steigen.

Nach der recht guten Entwicklung der vergangenen beiden Jahre scheine dem Modeunternehmen in diesem Jahr die Luft auszugehen, konstatiert Salis. Die Belastungen infolge der Unruhen in Hongkong dürften einmaliger Natur sein. Was überrasche, sei die Schwäche der Marke Hugo Boss in den USA und Europa - das habe es schon länger nicht mehr gegeben. Zudem zeige die Gewinnentwicklung, dass die Effizienzmaßnahmen des Konzerns kaum Früchte trügen.

Analyst Piral Dadhania von der Bank RBC sieht zwar einen gewissen Spielraum für weitere Einsparungen bei dem Unternehmen, die die Gewinnmargen stützen könnten. Allerdings dürften mögliche positive Effekte zumindest teilweise durch Kosten für Werbung und Investitionen aufgezehrt werden. Zudem stehe die Premium-Modebranche insgesamt unter Druck - ein Trend, dem sich Boss nicht entziehen könne. Vor diesem Hintergrund hält der Experte das vom Unternehmen bestätigte mittelfristige Ziel einer Ebit-Marge von 15 Prozent für zu hoch.

Mit dieser Einschätzung ist Dadhania nicht alleine. Morgan-Stanley-Analystin Mariani rechnet mit nur 13 Prozent Marge im Jahr 2022 und der Hauck & Aufhäuser-Experte Salis bezeichnet eine operative Gewinnmarge von 15 Prozent im Jahr 2022 als zumindest ambitioniert, da sie eine Margensteigerung von mindestens einem Prozentpunkt pro Jahr bedeuten würde./mis/tih/fba