BERLIN (dpa-AFX) - Nach einem Einbruch beim Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland hat die Branche die Politik zum Handeln aufgefordert. Der Bundesverband Windenergie (BWE) bestätigte am Dienstag, dass der Bau neuer Windkraftanlagen seit Jahresbeginn erheblich zurückgegangen ist. Wie die "Mitteldeutsche Zeitung" unter Berufung auf das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien berichtete, wurden seit Januar lediglich 97 Anlagen an Land mit einer Gesamtleistung von 323,5 Megawatt neu installiert. Der Bundesverband will am Donnerstag Zahlen vorlegen.

Als Hauptgrund für den Einbruch nannte der Verband lange Genehmigungsverfahren. Die durchschnittliche Verfahrensdauer habe sich verdreifacht. Außerdem nähmen Widerspruchsverfahren und Klagen gegen erteilte Genehmigungen zu. BWE-Präsident Hermann Albers nannte die aktuelle Genehmigungslage fatal. Dies stelle einige Unternehmen in der Branche vor "existenzielle Herausforderungen".

In einem Aktionsplan fordert der Verband Bundes- und Landesregierungen unter anderem auf, auf pauschale Vorgaben für den Abstand von Windrädern zur Wohnbebauung zu verzichten. Zudem müssten Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Der Artenschutz müsse "sachgerecht" angewendet werden. Artenschutz gehört zu den häufigsten Klagegründen gegen neue Windräder.

Gegen den Bau von Windrädern gibt es vor Ort zahlreiche Bürgerinitiativen. Eine Arbeitsgruppe der Koalition zur Akzeptanz der Energiewende - also dem Umbau hin zu Öko-Strom - sollte eigentlich bis zum Frühjahr ein Papier vorlegen. Fachpolitiker von Union und SPD konnten sich aber nicht einigen. Umstritten sind dem Vernehmen nach vor allem Abstandsregelungen./hoe/DP/jha