PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Freitag ihre Erholung in moderatem Tempo fortgesetzt. Die Gewinne bröckelten allerdings wegen schwächerer US-Börsen bis Handelsschluss ab. Am Vortag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins angehoben, aber zugleich signalisiert, dass damit die im Sommer 2022 begonnenen Zinserhöhungen zur Bekämpfung der hohen Inflation beendet sein könnten.

Der EuroStoxx 50 beendete den Handel mit einem Plus von 0,36 Prozent auf 4295,05 Punkte. Das Wochenplus des Leitindex der Eurozone beläuft sich somit auf etwas weniger als anderthalb Prozent. Der französische Cac 40 stieg am Freitag um 0,96 Prozent auf 7378,82 Punkte. Der britische FTSE 100 gewann 0,50 Prozent auf 7711,38 Zähler. Hier wird die Bank of England am Donnerstag über die Leitzinsen entscheiden.

Im europäischen Branchentableau gab es vor dem Wochenende etwas mehr Gewinner als Verlierer. Am stärksten legte der Index der Konsum- und Haushaltsgüter mit plus 1,4 Prozent zu. Ihm half die deutliche Erholung der schwer gewichteten Luxusgüterkonzerne. Die Aktien von Hermes, Kering, LVMH und Richemont stiegen dank überwiegend positiver chinesischer Konjunkturdaten zwischen 1,5 und knapp 2,9 Prozent. Das nach Bevölkerung und Wirtschaftskraft zweitgrößte Land der Erde ist ein wichtiger Absatzmarkt für Luxusartikel.

Weiter stark präsentierte sich der konjunkturabhängige Rohstofftitel-Index mit plus 1,3 Prozent. Die Aussicht auf einen bis Jahresende unterversorgten Ölmarkt stützt nach Einschätzung der Commerzbank-Experten die Ölpreise, die ihren Aufwärtstrend auch am Freitag fortsetzten.

Dagegen konnte der Technologiewerte-Index nicht an seine Vortagserholung anknüpfen und verlor 1,3 Prozent. Seit Jahresbeginn zählt er mit gut 15 Prozent plus immer noch zu den größten Gewinnern unter den Branchen. Technologiewerte gelten als besonders zinssensibel, und in der kommenden Woche steht die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed an. Nach zahlreichen starken Konjunkturdaten, wie sie auch an diesem Freitag veröffentlicht wurden, wächst unter Anlegern die Sorge, dass die Fed vielleicht doch nochmals den Leitzins anheben könnte.

Auch bei den am Vortag ebenfalls erholten und ähnlich zinssensiblen Immobilienaktien machte sich neue Ernüchterung breit: Der Index sank um 1,7 Prozent. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen nach einer zuletzt starken Kurserholung.

Unter den Einzelwerten stachen H&M mit einem kräftigen Kursrutsch von etwas mehr als 7 Prozent negativ heraus. Der Rückzug aus Russland und Umsatzeinbußen in der Ukraine dämpften das Wachstum des Modehändlers im dritten Geschäftsquartal deutlicher als erwartet.

Dagegen sprangen die Papiere von Games Workshop in London nach einem starken Zwischenbericht um mehr als zehn Prozent hoch. Die Umsätze des Brettspiele-Herstellers fielen deutlich besser als erwartet aus./ck/jha/