PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Mittwochmittag wieder einen Gang zurückgeschaltet. Der Brexit hat nochmals eine Wende genommen. Nachdem sich bereits eine Lösung abgezeichnet hatte, sind die Chancen für einen geordneten Austritt von Grossbritannien aus der EU laut einem Medienbericht nun wieder merklich gesunken. Die nordirische Protestantenpartei DUP sperre sich gegen entsprechende Pläne, erfuhr die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch von einem britischen Regierungsvertreter, der nicht genannt werden wollte.

Auch das erhoffte Ankommen zwischen den USA und China im Handelsstreit steht wieder auf wackeligeren Füssen. Ein vom US-Repräsentantenhaus verabschiedetes Gesetz zum Schutz von Demokratie und Menschenrechten in Hongkong sorgte bei Chinas Machthabern für Verstimmung. Die chinesische Regierung drohte darauf hin mit Gegenmassnahmen. Zu Wochenbeginn hatte China bereits weiteren Gesprächsbedarf vor einer Vereinbarung im Handelsstreit signalisiert.

"Eigentlich sind die altbekannten Probleme wie der Brexit und der Handelskonflikt zwischen den USA und China noch gar nicht geklärt", schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank mit Blick auf die Kursgewinne seit der Vorwoche. "Da ist die Phantasie mit dem einen oder anderen Marktteilnehmer durchgegangen bzw. die Hoffnung auf eine baldige Beilegung der politischen Konflikte hat zu wilde Blüten getrieben."

Der EuroStoxx 50 sank zuletzt um 0,11 Prozent auf 3594,61 Punkte zu. Der französische Cac 40 gab um 0,31 Prozent nach, während der britische FTSE 100 auf der Stelle trat.

Schwach tendierte der Rohstoffsektor. Hier fielen Aktien von Rio Tinto um 2,1 Prozent. Die Produktionszahlen zum dritten Quartal des Rohstoffkonzerns seien durchwachsen ausgefallen, schrieb Analyst Liam Fitzpatrick von der Deutschen Bank in einer Studie. Die Eisenerzpreise dürften über 2020 und 2021 hinweg von einem erhöhten Niveau aus fallen.

Zu den stärksten Sektoren zählten angesichts der wieder erwachten Unsicherheiten die defensiven Pharmawerte. Roche kletterten um 0,8 Prozent. Starke Zahlen und ein erhöhter Ausblick sorgten hier für Kauflaune. Noch viel ausgeprägter war diese beim britischen Online-Modehändler Asos. Die Aktie schoss um über 18 Prozent nach oben. Die Analysten von RBC verwiesen auf die negative Stimmung und die ausgeprägten Shortpositionen. Leicht über den Erwartungen liegende Zahlen hätten daher gereicht, den Kursturbo zu zünden.

Ausserhalb Europas fielen Aktien der türkischen Halkbank in Ungnade. Der Bankwert geriet unter Druck, nachdem die US-Justiz das Institut angeklagt hatte. Die staatseigene Bank soll Sanktionen gegen den Iran umgangen haben. Der Schritt unterstreicht den wachsenden Druck auf die Türkei, nachdem das Land seine Truppen nach Syrien in Bewegung gesetzt hat./mf/fba