FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem Minus von 14 Prozent gehörte der Hang-Seng-Index in Hongkong bereits im allgemein guten Börsenjahr 2023 zu den großen Verlierern an den weltweiten Aktienmärkten. Gründe dafür finden sich unter anderem in der Immobilienkrise, der hohen Schuldenquote sowie der gestiegenen Jugendarbeitslosigkeit. In den ersten drei Wochen des Jahres 2024 verlor der Index nun weitere 12 Prozent.

Bei der Suche nach der Ursache für den erneuten Kursrutsch schaut Thomas Altmann, Head of Portfoliomanagement bei QC Partners, auf den Hang-Seng-Future: In den Kursverfall hinein seien so viele Futures verkauft worden, dass das Open Interest den dritthöchsten Wert in der 25-jährigen Historie des Futures erreicht habe. Beim Future auf den CSI 300, der die Kursentwicklung der beiden größten Börsen Festland-Chinas abbilde, sei die Zahl der ausstehenden Short-Kontrakte bereits im zweiten Halbjahr 2023 deutlich angestiegen und habe nun ein neues Rekordhoch erreicht.

Es sei zwar nicht klar, ob diese Short-Futures zur Absicherung gegen weitere Kursverluste oder zur Spekulation auf weiter fallende Kurse eingegangen worden seien. Fakt ist für Altmann aber, dass diese Short-Positionen irgendwann in der Zukunft eingedeckt werden müssen.


   Nicht alle Branchen vom Abwärtstrend betroffen 

Damit steige die Chance auf einen Short-Squeeze im Reich der Mitte. Wann es so weit sein werde, lasse sich jedoch nicht prognostizieren. Das Anleger-Sentiment gegenüber China bewertet Altmann als weiter extrem negativ. Dabei sei die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr trotz der Immobilienkrise gewachsen. Schaue man auf den absoluten Wertzuwachs, sei 2023 für China das achtbeste Jahr aller Zeiten gewesen. Die chinesischen Exporte lägen nicht weit unterhalb ihres Allzeithochs und damit deutlich höher als vor der Corona-Pandemie. Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze hätten im vergangenen Jahr neue Rekordwerte erreicht.


   Vergleiche mit Japan Ende der 1980er Jahre 

Viele würden die Immobilienkrise in China mit der Immobilien- und Bankenkrise von Japan im Jahr 1989 vergleichen. Damals sei der japanische Leitindex Nikkei-225 um insgesamt 80 Prozent abgestürzt. Wer jetzt den Hang-Seng-China-Enterprise-Index (HSCEI) betrachte, in dem Banken eine größere Rolle spielten als im Hang-Seng- Index, der stelle fest: Der HSCEI habe von seinem Allzeithoch weg bereits etwa 80 Prozent verloren. Beim Blick auf die Bewertungen sei auf Index-Ebene ein historisches Kurs-Gewinn-Verhältnis knapp über 7 und ein zukünftig erwartetes KGV knapp unter 7 zu sehen. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liege bei 0,77. Die Voraussetzungen für einen Short-Squeeze sind für Altmann damit gegeben.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

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January 22, 2024 07:25 ET (12:25 GMT)