Berlin (Reuters) - Die IT-Sicherheitsgefährdung in Deutschland ist nach Angaben von Bundesinnenminister Horst Seehofer anhaltend hoch.

Dies werde auch vorerst so bleiben, sagte der CSU-Politiker am Donnerstag in Berlin. Der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, sprach bei der Vorstellung des Berichts zur Lage der IT-Sicherheit sogar von "Alarmstufe rot" in einzelnen Bereichen. Grund sei die weitere Zunahme an Cyberangriffe und Malware-Attacken. So seien im vergangenen Jahr 144 Millionen neue Schadprogramm-Varianten festgestellt worden, was einen Zuwachs von 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeute, sagte Schönbohm.

Seehofer wies auf den starken Stellenaufbau des BSI hin, das nun auch zu einer Zentralstelle der Kontakte mit den Bundesländern ausgebaut werde. Es sei ein Erfolg, dass auf Ebene der Bundesverwaltung alle Cyberangriffe abgewehrt werden konnten. Das BSI wolle aber auch verstärkt Länder Kommunen, Firmen und Bürger bei der IT-Sicherheit beraten. Entscheidend sei aber, dass der Rat auch angenommen und die Empfehlungen umgesetzt würden. Schönbohm verwies darauf, dass trotz der Hinweise auf gefährliche Software-Schwachstellen eines Microsoft-Produkts für Server immer noch mehrere tausend Geräte kein Update erhalten hätten. Als Grund für die "Alarmstufe rot" in einzelnen Bereichen nannte der BSI-Präsident die Professionalisierung der Cyber-Kriminalität, die zunehmende digitale Vernetzung sowie die immer weitere Verbreitung von Software-Schwachstellen.

Der scheidende Innenminister sprach sich dafür aus, dass eine künftige Regierung das Cyberstrafrecht modernisieren solle. Zudem sollten deutschen Sicherheitsbehörde zur Verteidigung künftig auch Cyberangriffe im Ausland möglich sein sollten. "Ich hätte noch gerne die aktive Cyberabwehr im Ausland", sagte Seehofer. Wenn solche Instrumente zur Verfügung stünden, würden sie Diplomatie nicht behindern, sondern befördern. Das Innenministerium habe entsprechende Pläne bereits ausgearbeitet und vorliegen. Sie seien aber in der großen Koalition nicht durchsetzbar gewesen. Eigene aktive Cyberattacken auf Angreifer, die etwa Einrichtungen der kritischen Infrastruktur in Deutschland ins Visier nehmen, sind hierzulande umstritten. Die meisten westlichen Partner verfügen über solche Möglichkeiten.

Seehofer sagte zugleich, dass viele der beobachteten Cyberangriffe aus Russland kämen. Es gebe derzeit viele Themen, bei denen man den Eindruck habe, dass Russland nicht auf Konsens, sondern auf Konflikt setze. Er selbst sei dennoch immer ein Anhänger der Diplomatie, nicht der Verschärfung von Konflikten.