FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 5. Januar 2022. FRANKFURT. Die Profi-Uhren scheinen auf Null gestellt, derzeit läuft niemand dem Zug hinterher. Während Privatanleger nach Ansicht von Goldberg eher längerfristig orientiert mit weiter steigenden Preisen rechnen.

Dass sich die Börsianer bei unserer letzten Befragung im Jahr 2021 eher wenig optimistisch zeigten, dürfte auf viel Verständnis gestoßen sein. Zu unklar schien die Entwicklung um die Covid-19-Variante Omikron, ganz zu schweigen von anderen Einflüssen wie den Inflations- und Zinsängsten, mit denen die Akteure zu kämpfen hatten. Aber es hatte sich auf der anderen Seite auch gezeigt, dass sich die Börsianer durch diese Unwägbarkeiten dennoch nicht allzu sehr verunsichern ließen. Heute, 14 Tage später, weist der DAX ein Plus von rund 4,7 Prozent (stichpunktbezogen) auf. Seit dem Beginn dessen, was man zu großen Teilen auch als Nach-Weihnachtsrallye bezeichnen könnte, sprechen wir sogar von einem Anstieg von rund 7,4 Prozent bis zur heutigen Sentiment-Erhebung. Mehr noch, gab es seither nur einen einzigen Handelstag, an dem das Börsenbarometer mit einem leichten Minus abschloss. Anders ausgedrückt: Die Aktienmärkte sind zögerlichen Kaufwilligen geradezu davongelaufen, wer handeln musste, konnte dies fast nur zu steigenden Kursen tun.

Die Performance-Uhren zurückgestellt

Und so kann man es durchaus nachvollziehen, dass die von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont nicht mehr auf den fahrenden Zug aufspringen wollten. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist gegenüber der letzten Erhebung vom 22. Dezember um 15 Punkte auf einen neuen Stand von -10 zurückgefallen. Dabei hat sich die Gruppe der Optimisten um 9 Prozentpunkte reduziert - ein Drittel der Wechselwilligen beließ es bei Gewinnmitnahmen, während die übrigen zwei Drittel ihrer Meinung um 180 Grad auf "bearish" drehten.

Dabei könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass diese Investoren der Meinung sind, der Aktienmarkt sei nunmehr genug nach oben gelaufen. Tatsächlich sollte man allerdings nicht vergessen, dass diese Stimmungsveränderung zu großen Teilen dem Umstand Rechnung trägt, dass mit dem Jahreswechsel für viele institutionelle Investoren die Performance-Uhren gewissermaßen wieder auf null gestellt werden und bis dahin aufgelaufene Gewinne gerade in einer solchen Größenordnung zum Ende des abgelaufenen Jahres mit Freude realisiert wurden.

Langfristig denkende Privatanleger

Für diese Sichtweise spricht auch das Stimmungsbild der Privatanleger. Deren Sentiment-Index hat sich nämlich genau in die andere Richtung entwickelt - wir verbuchen einen Anstieg um 10 Punkte auf einen neuen Stand von +15. Aber nicht nur, weil der Jahresultimo für die meisten Teilnehmer dieser Gruppe eine untergeordnete Rolle spielen dürfte. Vielmehr ist bemerkenswert, dass die jüngste Stimmungsveränderung zu großen Teilen auf Glattstellungen ehemaliger Pessimisten zurückgeht, die im besten Falle bereits vor Weihnachten zu der Überzeugung gelangt waren, dass Omikron allein schon durch Gewöhnungseffekte etwas von seinem Schrecken verlieren werde. Außerdem könnte sich die Überzeugung bei vielen Anlegern durchgesetzt haben, dass nicht nur sie über genügend monetäre Reserven verfügen dürften, um einen weiteren Anstieg der Aktienkurse zu beflügeln.

Aus der Entwicklung der heutigen Sentiment-Erhebung lässt sich zweierlei schließen. Zum einen dürfte die Positionierung vieler Privatanleger langfristiger ausgerichtet sein, während zumindest ein Teil der institutionellen Investoren auf einen kurzfristigen Rücksetzer im mancherorts überkauft erscheinenden DAX setzen. Die derzeitige Skepsis dieser Akteure dürfte jedoch in dem Moment beendet sein, wo sich im Vergleich zu heute eine günstige Gelegenheit zu einem Wiedereinstieg auf der Kaufseite bietet. Diese Nachfrage könnte sich erstmals bei einem Rücksetzer bis in den Bereich um 15.800/15.850 zeigen. Damit befindet sich das Börsenbarometer nach wie vor in einer günstigen Situation.

5. Januar 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)