STUTTGART (BOERSE STUTTGART GMBH) - Anleihenmarktbericht der Börse Stuttgart
AKTUELLES MARKTGESCHEHEN
Ausverkauf am türkischen Finanzmarkt
Kurssturz beim türkischen Leitindex: Nach Verlusten von zwischenzeitlich bis zu -7% schloss der
ISE 100 bei einem Minus von -5,7% - der größte Tagesverlust seit mehr als zweieinhalb Jahren.
Obwohl sich eine solche Marktnervosität für gewöhnlich im Kurs der türkischen Lira abzeichnet,
konnte sich diese im Wochenverlauf tatsächlich nicht nur gut behaupten, sondern gegenüber dem
Dollar sogar zulegen. Dies beruht auf zwei Faktoren: Einerseits stoppte die Notenbank ihre
standardmäßigen, wöchentlichen Refinanzierungsgeschäfte für Geschäftsbanken und vergab Kredite
stattdessen nur noch in Form anderer, höher verzinster Varianten. Andererseits liehen türkische
Banken ihren ausländischen Pendants keine Lira mehr. Prompt schnellte der Zins für täglich
fällige Lirakredite in London von 22% zu Wochenbeginn auf 700% nach oben.
Dass Anlegern durch diese Faktoren ein Wetten auf einen weiteren Verlust der Lira verwehrt
wird, wirkt sich an anderer Stelle negativ aus. So fallen die Kurse der türkischen
Staatsanleihen seit einigen Tagen und insbesondere zum Mittwoch hin stark. Die Rendite der
zehnjährigen Dollar-Anleihe stieg von 7,7% bis auf 8,1%, die Rendite der Lira-Anleihe von
ursprünglich 16% zum Wochenstart sogar bis auf 18,1%. Auch die Absicherung türkischer
Staatsanleihen gegen einen Zahlungsausfall verteuerte sich und markiert nun den höchsten Stand
seit sechseinhalb Monaten.
Denn sie wissen nicht, was sie tun
Sollten die nicht-bindenden Abstimmungen des britischen Unterhauses am Mittwoch eigentlich
Klarheit bezüglich der Brexit-Optionen schaffen, sorgten deren Ergebnisse für Ernüchterung.
Alle acht Alternativen wurden abgelehnt - ganz gleich, ob es sich um Varianten einer engeren
Bindung an die EU handelte, oder um solche, die einen harten Brexit ohne Austrittsabkommen zur
Folge hätten.
Dabei stellte Premierministerin May kurz vor den Abstimmungen gar ihren Rücktritt in Aussicht,
sollte sich das Unterhaus zugunsten ihres ausgehandelten Brexit-Abkommens entscheiden. Zwar
kündigten einige Gegner daraufhin an, den Deal Mays zu unterstützen, die erhoffte Mehrheit
blieb indes aus.
War der EU-Austritt Großbritanniens ursprünglich auf den heutigen Freitag datiert, stehen nun
zwei Szenarien im Raum: Unter schnellstmöglicher Zustimmung des ausgehandelten Abkommens bietet
die EU den 22. Mai als Austrittstermin an. Falls dies jedoch nicht geschieht, gilt der Aufschub
lediglich bis zum 12. April. In diesem Fall müsste sich das Unterhaus einigen, wie der Austritt
vonstattengehen soll. Weitere Abstimmungen sind bereits anberaumt und auch die Wirtschaft wird
ungeduldig. Angesichts der Ungewissheit verzeichnet beispielsweise die Autoindustrie den
neunten Monat in Folge Produktionsrückgänge.
Bundesanleihen
Zum Wochenanfang setzte sich der richtungsweisende Euro-Bund-Future (Fälligkeit: Juni 2019)
eher träge in Bewegung. Sowohl Tageshoch als auch Tagestief lagen am Montag und am Dienstag in
etwa demselben Korridor. Dementsprechend gestaltete sich auch der Schlusskurs des Euro-Bund-
Futures. Ging dieser am Montag mit 165,66 Prozentpunkten aus dem Handel, waren es am Dienstag
zu Handelsschluss 165,58 Prozentpunkte. Anders dagegen das Bild am Mittwoch: Nach einem
zwischenzeitlichen Tageshoch von 166,70 Prozentpunkten schloss der Euro-Bund-Future bei 166,59
Prozentpunkten. Stand Donnerstagnachmittag hält der Euro-Bund-Future dieses Level und steht bei
166,52 Prozentpunkten.
Erstmals seit dem Jahr 2016 platzierte der Bund eine zehnjährige Anleihe mit negativer Rendite.
Anleger zahlen dem Staat also in Form einer Rendite von -0,05% Geld dafür, dass sie diesem Geld
leihen. Dies wird als Zeichen dafür gewertet, dass Anleger angesichts trüber
Konjunkturaussichten bei ihrer Anlage auf Sicherheit abzielen.
ANLEGERTRENDS
Automobil-Anleihen
Der deutsche Automobilriese VW emittiert insgesamt drei neue Anleihen. Unter der WKN A2LQ6E
findet sich eine Anleihe mit dreijähriger Laufzeit und einem Emissionsvolumen von 1,1
Milliarden EUR. DerKupon beträgt dabei 0,625%, die Zinszahlung erfolgt jährlich, erstmalig am
01.04.2019.
Die zweite Anleihe mit der WKN A2LQ6F wird hingegen erst nach fünf Jahren fällig. Bei einem
Volumen von einer Milliarde EUR ist der Zinssatz auf 1,5% festgesetzt. Erster
Zinszahlungstermin ist der 01.10.2019. Die dritte Anleihe (WKN: A2LQ6G) umfasst schließlich ein
Emissionsvolumen von 650 Millionen EUR und wird zum 01.10.2027 fällig. Bei einem Kupon von
2,25% erfolgt die erste Zinszahlung am 01.10.2019.
Alle drei Anleihen können in einer Stückelung von 1.000 EUR gehandelt werden. Geratet wird die
Volkswagen AG von S&P mit BBB+.
Geldspritze für Pharmakonzern
Die GlaxoSmithKline Capital PLC begibt drei Anleihen: Mit einem Emissionsvolumen von 1,5
Milliarden USD weist die erste Anleihe A2RZQ1 eine Laufzeit bis 01.06.2022 auf. Der Kupon liegt
bei 2,875%, die nächste Zinszahlung steht am 01.12.2019 an.
Anleihe Nummer zwei (WKN: A2RZQ2), die mit einem Volumen von einer Milliarde USD ausgestattet
ist, wird zum 01.06.2024 fällig. Deren Kupon beträgt 3,0%, nächster Zinszahlungstermin ist
ebenfalls der 01.12.2019.
Als Emissionsvolumen der dritten und letzten Anleihe mit der WKN A2RZQ3 ist ebenfalls eine
Milliarde USD ausgewiesen, Fälligkeitsdatum ist jedoch der 01.06.2029. Wie auch bei den
vorherigen Anleihen ist der nächste Zinszahlungstermin der 01.12.2019, in diesem Fall mit einem
Zinssatz von 3,375%.
Alle drei Anleihen sind von Seiten des Emittenten vorzeitig kündbar. Ebenso ist ihnen ein
Mindesthandelbetrag von 2.000 USD in einer Stückelung von 1.000 USD gemein, Abwicklungswährung
ist dabei der EUR. GlaxoSmithKline Capital PLC wird von S&P mit A+ geratet.
Andalusische Anleihe
Unter der WKN A2RZTE emittierte die Junta de Andalucía eine staatsnahe Anleihe mit einem
Emissionsvolumen von 700 Millionen EUR. Fällig wird diese bei einem Kupon von 1,375% zum
30.04.2029. Termin der nächsten Zinszahlung ist der 30.04.2020.
Ab einem anlegerfreundlichen Mindestbetrag und zu einer Stückelung von je 1.000 EUR kann die
Anleihe gehandelt werden. S&P versieht die Junta de Andalucía mit dem Rating BBB+.
Disclaimer:
Der vorliegende Marktbericht dient lediglich der Information. Für die Vollständigkeit und
Richtigkeit übernimmt die Boerse Stuttgart GmbH keine Gewähr. Insbesondere wird keine Haftung
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Quelle: Boerse Stuttgart GmbH
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