Beginnen wir mit dem BIP. In einer kürzlich abgegebenen Erklärung beziffert der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, den Verlust für die britische Wirtschaft seit dem Austritt aus der Europäischen Union auf 140 Milliarden Pfund (mindestens 170 Milliarden Dollar), d.h. auf das fehlende Wachstum im Vergleich zu den G7-Staaten. Cambridge Econometrics bestätigt diese Einschätzung und schätzt, dass die Wirtschaftsleistung des Landes um 6% geringer ist, als sie es bei einem Verbleib in der Union gewesen wäre. Zudem seien bis 2035 noch immer 3 Millionen Arbeitsplätze gefährdet, während bereits 1,8 Millionen verloren gegangen sind. Private Investitionen sind seit dem Brexit um über 30% zurückgegangen.

Begbies Traynor liefert eine weitere besorgniserregende Zahl: Über 47.000 britische Unternehmen stehen zu Beginn des Jahres 2024 kurz vor der Insolvenz. Im letzten Quartal 2023 sei die Zahl der Unternehmen in kritischer Lage um 25% gestiegen – unabhängig von der globalen Wirtschaftslage. Fast 540.000 Unternehmen befänden sich in finanziellen Schwierigkeiten. Besonders betroffen seien die Immobilien-, Bau-, Gesundheits- und Bildungssektoren.

Im akademischen Sektor sieht es ähnlich düster aus. Ein Drittel der Universitäten im Land verzeichnet einen Rückgang bei den Bewerbungen von Nicht-EU-Studierenden, die 20% ihrer Einnahmen ausmachen. Der Beitrag des Hochschulwesens zur Wirtschaft wird auf jährlich 130 Milliarden Pfund geschätzt. Bis 2030 könnte der Verlust pro nationalem Studenten laut Financial Times 5.000 Pfund erreichen. Auch andere Finanzierungsquellen – öffentliche Gelder, private Investitionen und Forschungskooperationen mit der Industrie – sind bedroht, EU-Mittel sind nahezu versiegt.

Alle Studien, einschließlich der weniger alarmierenden des National Institute for Economic and Social Research (NIESR), identifizieren den Austritt aus dem Binnenmarkt als Ursache für den Niedergang. Der Bericht von Begbies Traynor weist darauf hin, dass neben Inflation, geringem Verbrauchervertrauen und steigenden, unvorhersehbaren Produktionskosten vor allem die Verschuldung das größte Risiko für Unternehmen darstellt. Vor dem Hintergrund hoher Zinsen könnte das Jahr 2024 für die britische Wirtschaft noch tödlicher werden als die vorangegangenen.

Dessin Brexit pertes BoJo Boris Johnson 2024
Zeichnung von Amandine Victor