Die Corona-Krise hat einen Konjunktursturz in den USA ausgelöst und wirft die größte Volkswirtschaft der Welt um Jahre zurück.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte im zweiten Quartal um auf das Jahr hochgerechnet 32,9 Prozent, wie die Regierung in Washington am Donnerstag mitteilte. Bereits zu Jahresbeginn war ein dickes Minus von 5,0 Prozent zu verzeichnen. Konsum, Investitionen und Exportwirtschaft litten im Frühjahr massiv unter den Folgen der Pandemie, die angesichts einer hohen Zahl von Neuinfektionen in den USA noch längst nicht ausgestanden ist. "Das BIP wird das Vorkrisenniveau wohl erst Anfang 2022 wieder erreichen", prophezeite Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank.

So dürfte die Erholung im Sommer nach Ansicht vieler Experten an Schwung verlieren. Vieles deute darauf hin, dass die neuerliche Infektionswelle die Verbraucher wieder zögern lasse. In den USA sind nach Reuters-Daten seit Ausbruch der Epidemie mehr als 150.000 Tote und weit über vier Millionen Infizierte zu verzeichnen, die höchsten Zahlen weltweit. Angesichts dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass die Konsumstimmung leidet. Insbesondere die Erwartungen der Verbraucher haben sich zuletzt deutlich eingetrübt.

Ein schlechtes Omen für den so wichtigen Konsum in den USA: Er ist die tragende Säule der US-Konjunktur, die im Frühjahr mächtig ins Wanken geriet. "Eine so stark konsum- und dienstleistungsorientierte Wirtschaft wie die der USA leidet natürlich besonders unter der Schließung von Geschäften und Restaurants", sagte Chefökonom Uwe Burkert von der LBBW. Er spricht vom wirtschaftlich "schwersten Rückschlag in der jüngeren US-Geschichte".

AUCH DEUTSCHE WIRTSCHAFT KALT ERWISCHT

Nach "europäischer Lesart", also nicht aufs Jahr hochgerechnet, entspreche das BIP-Minus in den USA einem Rückgang von 9,5 Prozent, erläuterte Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Auch die Wirtschaft in Deutschland wurde im Frühjahr kalt vom Virus erwischt. Das Bruttoinlandsprodukt fiel von April bis Juni um 10,1 Prozent zum Vorquartal. Somit fiel der Absturz sogar noch einen Tick heftiger aus als jenseits des Atlantiks. Allerdings ist es hierzulande mit Hilfe der Kurzarbeit gelungen, Massenarbeitslosigkeit abzuwenden. Nicht so jedoch in den USA, wo die Arbeitslosenquote zuletzt bei 11,1 Prozent lag und damit weit höher als in Deutschland mit 6,3 Prozent.

Die US-Notenbank Fed sieht auch vor diesem Hintergrund vorerst keinen Anlass, von ihrem Krisenkurs abzuweichen. Sie hat erst jüngst ihre Kreditprogramme erweitert und bis zum Jahresende verlängert. Zugleich appellierte Fed-Chef Jerome Powell an die Politik, weitere Hilfen auf den Weg zu bringen. Im Kongress zeichnet sich ein schwieriges Ringen um ein weiteres Corona-Paket ab, das rund eine Billion Dollar schwer sein soll.

Auch wenn US-Präsident Donald Trump keinen Grund zur Eile sieht, drängt die Zeit. Ende der Woche läuft eine in der Coronakrise eigens geschaffene bundesstaatliche Aufstockungshilfe zum Arbeitslosengeld aus - und dies vor dem Hintergrund zuletzt ansteigender Erstanträge auf staatliche Arbeitslosenunterstützung. Sollte diese Hilfe nicht verlängert werden, schwant Ökonom Gitzel Böses: "Für viele Beschäftigungslose beginnt dann der Kampf um das tägliche Brot. Die USA sind aufgrund fehlender sozialer Netze besonders anfällig."