Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach den Abgaben des Vortages erholen sich Europas Börsen am Mittwoch zur Eröffnung kräftig. Der DAX steigt um 1 Prozent auf 15.931 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zieht um 1,2 Prozent auf 4.341 Punkte an. "Es scheint, als würde die Mehrheit der Anlegerinnen und Anleger das 4-Wochen-Tief vom Dienstag als Kaufgelegenheit sehen", sagt Vermögensverwalter Thomas Altmann von QC Partners. Immerhin sei der Rückgang vom jüngsten Hoch mit knapp 5 Prozent der drittstärkste Rückgang in diesem Jahr. Von anderer Seite hieß es bereits am Dienstag, ein Ausbruch aus der Seitwärtsspanne zwischen 15.500 und 16.300 sei nicht in Sicht: weder auf der Ober- noch auf der Unterseite.

Die Analysten der DZ Bank haben das Jahresendziel für den DAX auf 17.000 Punkte erhöht. Zwar verlangsame sich die Konjunktur, so das Haus. Die relevanten Endkunden kauften aber wegen der stabilen Arbeitsmärkte trotz Wirtschaftsflaute weiter und der KI-Boom habe noch Potenzial. Die Bewertungen sollten sich daher erholen, so die DZ-Analysten. Zur Mitte kommenden Jahres erwarten sie den DAX bei 17.500.

Die chinesischen Verbraucherpreise sind im Juli um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen, der erste Rückgang seit über zwei Jahren. "Ein Grund zur Freunde ist das allerdings nicht, denn die sinkenden Preise deuten vor allem auf eine schwache Nachfrage hin", so Altmann. Ganz anders ist die Lage in den westlichen Ländern: Mit Spannung warten Marktteilnehmer auf die US-Inflationsdaten am Donnerstag und hier vor allem darauf, ob sie die Hoffnung untermauern, dass die Preisstabilität bald zurückkehrt.

Kurzfristig stützen auch die wieder rückläufigen Ölpreise die Stimmung. Mit ihnen sind die Renditen der Anleihen zuletzt wieder gefallen, nun verändern sie sich kaum noch. Der Euro kann sich seit seinem Vortagestief deutlich erholen Richtung 1,10 Dollar.

Auf der Gewinnerseite stehen die Verlierer des Vortages. Der Stoxx-Branchenindex der rohstoffnahen Basic Resources steigt um 1,5 Prozent. Der Bankenindex erholt sich um 1,2 Prozent. Er war am Dienstag regelrecht eingebrochen, weil Italien eine so genannte Übergewinnsteuer plant. Zudem hat Moody's die Kreditwürdigkeit von zehn regionalen US-Banken gesenkt, die Kreditnoten von sechs größeren Banken werden überprüft. Daneben steht am Morgen weiterhin die Berichtssaison im Blick.


   Verhaltener Brenntag-Ausblick stört nicht - Kurs sehr fest 

Hier hat der Chemikalien-Händler Brenntag durchwachsene Zweitquartalszahlen vorgelegt. Diese sind auf der Ergebnisseite teilweise leicht unter den Prognosen ausgefallen. Das Unternehmen erwartet nun ein EBITA im laufenden Jahr von 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro nach bislang 1,3 bis 1,5 Milliarden, im Handel hatte man sich auf eine Bestätigung eingestellt. Trotzdem legt der Kurs deutlich um 3 Prozent zu: Aus Marktsicht ist die Einengung keine große Sache - die Konsensschätzung für das EBITA liegt laut Baader bei 1,36 Milliarden Euro, also innerhalb der neuen Unternehmensprognosespanne.

Auch Qiagen zeigen sich mit einem Plus von 1,7 Prozent sehr fest. Die Gesellschaft hat die Konzernziele für das laufende Jahr gesenkt - Analysten sehen Revisionsbedarf der Marktschätzungen beim Umsatz von bis zu 4 Prozent, und beim Gewinn je Aktie von bis zu 2 Prozent. Andererseits ist die Entwicklung nicht wirklich überraschend, nachdem der Covid-Boom in der Branche zu Ende gegangen ist, wie schon andere Unternehmen wie Sartorius gezeigt haben.

Hannover Rück liegen mit einem Minus von 0,6 Prozent etwas leichter im Markt. Die Quartalszahlen des Finanzkonzerns liegen in der Nähe der Erwartungen, den Ausblick hat Hannover Rück bekräftigt. Daneben profitieren Fresenius von einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank, der Kurs steigt um 1,8 Prozent.


   Delivery Hero hebt Umsatzerwartung an - Jenoptik mit Auftragseingang schwach 

In der zweiten Reihe hat Delivery Hero überraschend die Wachstumserwartungen angehoben. Der Umsatz soll nun um 15 statt um 10 Prozent zunehmen. Im frühen Handel geht es um 5,3 Prozent nach oben.

Etwas über den Erwartungen liegen auch die Geschäftszahlen von Jenoptik. Hier sticht vor allem die Margenentwicklung heraus: Die EBIT-Marge liegt bei nahezu unveränderten 20,3 Prozent, erwartet worden war ein Rückgang auf 19,6 Prozent. Dass der Kurs trotzdem um knapp 4 Prozent fällt, liegt am Auftragseingang. Er ist um mehr als 10 Prozent zurückgegangen und liegt auch unter den Schätzungen.

Im Rahmen der Erwartungen sind die Zweitquartalszahlen von Ströer ausgefallen. Daneben wurde der Ausblick bestätigt. Demnach sollen die Einnahmen vergleichbar moderat wachsen und das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) weitgehend stabil bleiben. Der Kurs legt um 0,7 Prozent zu. In London steigen Tui um 4,5 Prozent, der Reisekonzern hat sich optimistisch zum Sommergeschäft geäußert.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.341,22        +1,2%         52,37         +14,4% 
Stoxx-50                4.000,85        +0,9%         36,18          +9,6% 
DAX                    15.930,87        +1,0%        155,94         +14,4% 
MDAX                   28.271,47        +1,3%        360,08         +12,6% 
TecDAX                  3.152,01        +1,0%         30,42          +7,9% 
SDAX                   13.426,64        +0,6%         80,79         +12,6% 
FTSE                    7.585,95        +0,8%         58,53          +1,0% 
CAC                     7.364,62        +1,3%         95,15         +13,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,46                      -0,01          -0,11 
US-Zehnjahresrendite        4,01                      -0,02          +0,13 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:13 Uhr  Di, 17:41 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0979        +0,2%        1,0974         1,0951   +2,6% 
EUR/JPY                   157,17        +0,1%        157,06         156,86  +12,0% 
EUR/CHF                   0,9592        -0,0%        0,9589         0,9592   -3,1% 
EUR/GBP                   0,8599        +0,0%        0,8596         0,8606   -2,8% 
USD/JPY                   143,16        -0,1%        143,13         143,19   +9,2% 
GBP/USD                   1,2769        +0,2%        1,2766         1,2725   +5,6% 
USD/CNH (Offshore)        7,2168        -0,3%        7,2192         7,2391   +4,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.776,62        -0,2%     29.697,56      29.556,26  +79,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  83,12        82,92         +0,2%          +0,20   +5,4% 
Brent/ICE                  86,29        86,17         +0,1%          +0,12   +4,4% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  32,63        31,07         +5,0%          +1,56  -61,9% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.930,33     1.925,25         +0,3%          +5,08   +5,8% 
Silber (Spot)              22,86        22,78         +0,4%          +0,09   -4,6% 
Platin (Spot)             908,15       905,03         +0,3%          +3,13  -15,0% 
Kupfer-Future               3,81         3,77         +1,1%          +0,04   -0,2% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 09, 2023 03:41 ET (07:41 GMT)