Berlin (Reuters) - In Deutschland zeichnet sich ein leichtes Abflauen des Preisauftriebs ab.

Darauf deuten die am Montagvormittag aus mehreren Bundesländern gemeldeten Verbraucherpreisdaten für Juni hin. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sank die Inflationsrate auf 2,2 Prozent, nachdem sie im Mai noch 2,5 Prozent betragen hatte. NRW verzeichnete somit im vorigen Monat den niedrigsten Preisanstieg seit April 2021. Durchschnittlich sanken die Preise für Haushaltsenergien im Land zwischen Aachen und Münster um 2,5 Prozent. Die Preise für Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen zogen hingegen um 7,2 Prozent an.

In Baden-Württemberg verringerte sich die Teuerungsrate auf 1,9 von 2,1 Prozent im Mai. In Hessen fiel sie auf 1,8 Prozent (Mai: 1,9 Prozent) und in Brandenburg auf 2,6 (Mai: 2,9) Prozent. Auch in Sachsen nahm der Preisauftrieb ab - und zwar auf 2,8 (Mai: 3,1) Prozent. In Bayern blieb die Jahresteuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat hingegen mit 2,7 Prozent unverändert. Das Statistische Bundesamt legt die Juni-Daten für Deutschland um 14.00 Uhr vor: Von Reuters befragte Experten erwarten, dass die Inflation auf 2,3 von 2,4 Prozent im Mai fällt.

INFLATION WOHL IM SOMMER AUF DEM RÜCKMARSCH

"Die Inflationsdaten dürften in Deutschland trotz der Fußball-Europameisterschaft leicht gesunken sein", schätzt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Grundsätzlich bleibe der Inflationstrend hierzulande wie auch im Euroraum insgesamt abwärtsgerichtet, was der EZB aus Sicht des Experten im Jahresverlauf weiteren Spielraum für Leitzinssenkungen geben sollte. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den 20 Staaten umfassenden Euroraum eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Wegen deutlich höherer Preise für Dienstleistungen war die deutsche Teuerungsrate im Mai erstmals in diesem Jahr gestiegen. Im März und April lag sie mit je 2,2 Prozent noch auf dem niedrigsten Wert seit rund drei Jahren. Nunmehr dürfte sich die Teuerung wieder abschwächen. "Die Inflationsrate dürfte ihren Rückgang langsam fortsetzen und im August erstmals seit März 2021 unter die Zwei-Prozent-Marke sinken", prognostiziert Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In der Industrie und in konsumnahen Bereichen haben laut dem Ifo-Institut im Juni bereits etwas weniger Unternehmen als im Vormonat Preiserhöhungen geplant.

(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Klaus Lauer. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)