2017 waren bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) durchschnittlich 2,53 Millionen Frauen und Männer ohne Job registriert. Trotz starker Zuwanderung aus den EU-Ländern und der Flüchtlingsmigration waren dies 158.000 weniger als 2016, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte. Die Quote sank um 0,4 Punkte auf 5,7 Prozent. "Der Arbeitsmarkt hat sich sehr gut entwickelt", sagte BA-Chef Detlef Scheele zum vierten Rückgang in Folge. "Dabei hat er nicht zuletzt von einem breit angelegten Konjunkturaufschwung profitiert." Trotz guter Aussichten mahnen Politik und Arbeitgeber aber Reformen an, um das Ziel Vollbeschäftigung zu erreichen.

"Zentrale Aufgabe und Herausforderung für das neue Jahr bleibt das Thema Qualifizierung, insbesondere von Personen ohne Berufsabschluss", sagte der Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Thorben Albrecht. "Denn eines zeigen die Zahlen des zurückliegenden Jahres ebenfalls deutlich: Je geringer die Qualifikation, desto höher das Risiko, in Arbeitslosigkeit zu fallen." Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) forderte angesichts von Globalisierung und Digitalisierung mehr Flexibilität. "Unternehmen und Beschäftigte wollen und sollen die Möglichkeit haben, die vereinbarte Arbeitszeit flexibler über die Woche zu verteilen", appellierte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter an Union und SPD, die derzeit die Bildung einer neue Koalition ausloten.

Im Dezember hielt der positive Trend am Arbeitsmarkt insgesamt an. Unter Herausrechnung jahreszeitlicher Schwankungen nahm die Erwerbslosenzahl um 29.000 ab - mehr als doppelt so stark wie von Ökonomen erwartet. Am Jahresende waren 761.000 offene Stellen gemeldet, 103.000 mehr als vor einem Jahr. Deutlich höher ist die Arbeitslosigkeit, wenn etwa Personen in Beschäftigungsmaßnahmen mitgezählt werden. Diese sogenannte Unterbeschäftigung lag 2017 mit gut 3,5 Millionen deutlich über der offiziellen Zahl, auch wenn sie binnen Jahresfrist um 60.000 zurückging. Die Union hat sich im Bundestagswahlkampf das Ziel Vollbeschäftigung auf die Fahnen geschrieben: Bis 2025 soll die Arbeitslosenquote unter drei Prozent gedrückt werden. In einigen Regionen ist dies schon der Fall, etwa in Teilen von Bayern und Baden-Württemberg.

"NEUE REKORDE ZU ERWARTEN"

Den meisten Experten zufolge wird der Jobboom anhalten, der die Zahl der Beschäftigten im abgelaufenen Jahr auf den Rekordwert von 44,3 Millionen hievte. "Ich sehe derzeit keine Anzeichen, dass das schwungvolle Wachstum der deutschen Wirtschaft sobald abbrechen wird", sagte der Chefvolkswirt der Förderbank KfW, Jörg Zeuner. "Das lässt für 2018 neue Beschäftigungsrekorde erwarten." Die Zahl der Arbeitslosen dürfte um 200.000 sinken. Dahinter steckt der Aufschwung der deutschen Wirtschaft, die acht Jahre in Folge gewachsen ist. Getragen wird er derzeit von steigenden Konsumausgaben, florierenden Exporten, einem Bauboom und höheren Investitionen.

Hartnäckig hoch bleibt die Zahl der Langzeitarbeitslosen, auch wenn diese seit einigen Monaten unter einer Million liege, sagte BA-Chef Scheele. Es wäre schön, wenn sie im neuen Jahr unter 900.000 gedrückt werden könne. Die Arbeitsmarktexpertin der Linken-Bundestagsfraktion, Sabine Zimmermann fordert beispielsweise einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor, um mehr Langzeitarbeitslose, ältere Erwerbslose und Menschen mit Behinderungen in Lohn und Brot zu bringen.

Steigende Beitragseinnahmen und sinkende Kosten für die Arbeitslosigkeit machen sich positiv in den Kassen der Bundesagentur bemerkbar. 2017 dürfte der Haushalt einen Überschuss von etwa 5,5 Milliarden Euro aufweisen. Der Jahresabschluss ist für 10. Januar geplant. Für dieses Jahr wird ein Plus von etwa 2,5 Milliarden Euro angepeilt. In der Union werden deshalb die Rufe nach einer Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung lauter.[L8N1OY06Y]