Der Aus­schuss für Fi­nanz­sta­bi­li­tät (AFS) hat in sei­ner Sit­zung am 27. Mai 2019 eine Emp­feh­lung an die Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht (BaFin) be­schlos­sen. Der BaFin wird emp­foh­len, den in­län­di­schen an­ti­zy­kli­schen Ka­pi­tal­puf­fer (CCyB) ab dem drit­ten Quar­tal 2019 zu ak­ti­vie­ren und auf 0,25 Pro­zent an­zu­he­ben. Der an­ti­zy­kli­sche Ka­pi­tal­puf­fer gilt für Ban­ken; diese müs­sen die neue Vor­ga­be ab dem Zeit­punkt ihrer Ak­ti­vie­rung in­ner­halb von zwölf Mo­na­ten er­fül­len. Der an­ti­zy­kli­sche Ka­pi­tal­puf­fer stärkt prä­ven­tiv die Wi­der­stands­kraft des Fi­nanz­sys­tems ge­gen­über zy­kli­schen Sys­tem­ri­si­ken. Mit die­ser Maß­nah­me wird die nach­hal­ti­ge Kre­dit­ver­ga­be an die Re­al­wirt­schaft ins­be­son­de­re in Stress­pha­sen un­ter­stützt.

Fi­nanz­sys­tem und Re­al­wirt­schaft für zy­kli­sche Sys­tem­ri­si­ken wapp­nen

Auf­trag des AFS ist es, et­wai­ge Ge­fah­ren für die Fi­nanz­sta­bi­li­tät in Deutsch­land früh­zei­tig zu er­ken­nen und recht­zei­tig davor zu war­nen oder Ge­gen­maß­nah­men zu emp­feh­len. Nach Ein­schät­zung des AFS haben sich in der lan­gen Phase des wirt­schaft­li­chen Auf­schwungs und nied­ri­ger Zin­sen zy­kli­sche Sys­tem­ri­si­ken im deut­schen Fi­nanz­sys­tem auf­ge­baut. Diese zy­kli­schen Ri­si­ken sind: (i) po­ten­zi­ell un­ter­schätz­te Kre­dit­ri­si­ken, (ii) po­ten­zi­ell über­be­wer­te­te Kre­dit­si­cher­hei­ten, be­güns­tigt durch jah­re­lang stei­gen­de Im­mo­bi­li­en­prei­se und (iii) Zins­ri­si­ken in Form von noch län­ger nied­ri­gen Zin­sen am Ka­pi­tal­markt oder un­er­war­tet schnell und stark stei­gen­den Ri­si­ko­prä­mi­en.

An­ti­zy­kli­scher Ka­pi­tal­puf­fer stärkt prä­ven­tiv die Wi­der­stands­kraft des Fi­nanz­sys­tems

Die deut­sche Wirt­schaft be­fin­det sich im längs­ten Auf­schwung seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung. Sie ist auch un­ge­ach­tet der zwi­schen­zeit­li­chen kon­junk­tu­rel­len Ein­trü­bung wei­ter­hin auf Wachs­tums­kurs. Soll­ten je­doch die ge­nann­ten zy­kli­schen Sys­tem­ri­si­ken ein­tre­ten, könn­te das Ban­ken­sys­tem dar­auf re­agie­ren, indem die Kre­dit­ver­ga­be an die Re­al­wirt­schaft über­mä­ßig ein­ge­schränkt wird. Mit dem an­ti­zy­kli­schen Ka­pi­tal­puf­fer wird in wirt­schaft­lich guten Zei­ten ein Puf­fer im Ban­ken­sys­tem auf­ge­baut, der als zu­sätz­li­che Vor­sor­ge zur De­ckung von Ver­lus­ten zur Ver­fü­gung steht. So­fern sich die zy­kli­schen Sys­tem­ri­si­ken ab­bau­en, kann der Puf­fer wie­der ver­rin­gert wer­den. Ins­be­son­de­re in Stress­pha­sen kann er so­fort her­ab­ge­setzt und Ver­lus­te da­durch ab­ge­fe­dert wer­den. Damit wird die nach­hal­ti­ge Kre­dit­ver­ga­be an die Re­al­wirt­schaft auch in Stress­pha­sen un­ter­stützt und eine über­mä­ßi­ge Ein­schrän­kung der Kre­dit­ver­ga­be we­ni­ger wahr­schein­lich.

Damit der an­ti­zy­kli­sche Ka­pi­tal­puf­fer seine prä­ven­ti­ve Wir­kung ent­fal­ten kann, soll­te er in der ak­tu­ell güns­ti­gen Wirt­schafts­la­ge ak­ti­viert wer­den. Der deut­sche Ban­ken­sek­tor soll­te die mit der Ak­ti­vie­rung ein­her­ge­hen­den zu­sätz­li­chen Ka­pi­tal­an­for­de­run­gen über­wie­gend aus vor­han­de­nem Über­schuss­ei­gen­ka­pi­tal er­fül­len kön­nen. Bei der Emp­feh­lung wurde be­rück­sich­tigt, dass Un­si­cher­heit über die zu­künf­ti­ge Ent­wick­lung der wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen be­steht. Die BaFin über­prüft vier­tel­jähr­lich, ob die Höhe des an­ti­zy­kli­schen Ka­pi­tal­puf­fers an­ge­mes­sen ist und passt diese ge­ge­be­nen­falls an. Dies gilt auch wäh­rend der zwölf­mo­na­ti­gen Ein­füh­rungs­pha­se.

Der Aus­schuss hat in sei­ner heu­ti­gen Sit­zung zudem den sechs­ten Jah­res­be­richt über seine Tä­tig­keit an den Deut­schen Bun­des­tag ver­ab­schie­det. Der Be­richt gibt einen um­fas­sen­den Über­blick über die The­men, mit denen sich der Aus­schuss unter dem As­pekt der Fi­nanz­sta­bi­li­tät im Be­richts­zeit­raum zwi­schen April 2018 und März 2019 be­fasst hat.

Aus­schuss für Fi­nanz­sta­bi­li­tät (AFS) ist zen­tra­les Gre­mi­um ma­kro­pru­den­zi­el­ler Über­wa­chung in Deutsch­land

Der Aus­schuss für Fi­nanz­sta­bi­li­tät ist das zen­tra­le Gre­mi­um der ma­kro­pru­den­zi­el­len Über­wa­chung des Fi­nanz­sys­tems in Deutsch­land. Er stärkt die Zu­sam­men­ar­beit der für die Fi­nanz­sta­bi­li­tät zu­stän­di­gen In­sti­tu­tio­nen. Im Aus­schuss sind das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Fi­nan­zen, die Deut­sche Bun­des­bank und die Bun­des­an­stalt für Fi­nanz­dienst­leis­tungs­auf­sicht ver­tre­ten. Der Aus­schuss trat erst­mals am 18. März 2013 zu­sam­men.

Deutsche Bundesbank veröffentlichte diesen Inhalt am 27 Mai 2019 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
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