FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz einer steigenden Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag unverändert an ihrem lockeren geldpolitischen Kurs mit Nullzinsen und milliardenschweren Wertpapierkäufen festgehalten. Das sagen Experten zu der Entscheidung und zur anschließenden Pressekonferenz mit EZB-Chef Mario Draghi:

Ifo-Präsident Clemens Fuest:

"Es wäre besser, den Umfang der Wertpapierkäufe ab April Monat für Monat um zehn Milliarden Euro zu senken. (...) Die Aufkäufe nur deshalb weiterzuführen, weil der Inflationsanstieg vielleicht vorübergehend ist, überzeugt nicht. Die Zinsen sind ja noch immer sehr niedrig. Umgekehrt kann die EZB ja reagieren, wenn sich wirklich abzeichnet, dass die Inflationsrate 2018 wieder niedriger sein wird."

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:

"EZB-Präsident Draghi hat die höhere Inflationsrate und die besseren Konjunkturdaten auf der heutigen Pressekonferenz heruntergespielt. (...) Dahinter steht das Bestreben, die lockere Geldpolitik so lange wie möglich fortzusetzen, um den Finanzministern der hoch verschuldeten Länder im Süden der Währungsunion zu helfen."

Christoph Kutt, Experte bei der DZ Bank:

"Draghi wird wohl weiter auf Zeit spielen und hinsichtlich der EZB-Strategie in ein Mantra verfallen, dass die niedrige Inflationsdynamik und Abwärtsrisiken wiederholt. Die nächsten EZB-Sitzungen drohen damit kein Knaller mehr zu werden und die Marktteilnehmer werden lernen müssen ohne größere EZB-Impulse zurecht zu kommen."

Ulrike Kastens, Volkswirtin beim Bankhaus Sal. Oppenheim:

"Die EZB versucht weiterhin jeglichen Eindruck zu vermeiden, dass eine Reduktion der Wertpapierankäufe anstehen könnte. Dennoch wird die Diskussion darüber in den kommenden Monaten an Dynamik gewinnen, denn die Inflationsraten in der Eurozone werden weiter leicht steigen."

Antoine Lesne, Experte beim Finanzdienstleister State Street:

"Trotz der jüngsten Verbesserung der Konjunktur- und Inflationsdaten hat sich der Tonfall der EZB seit Dezember nicht verändert. Sie betont nach wie vor die möglichen Abwärtsrisiken und ihre Bereitschaft zur Fortsetzung der lockeren Geldpolitik. Dies beruht möglicherweise auf den Risiken, denen die Stabilität des Euro-Raums im Frühjahr in Anbetracht der politischen Agenda ausgesetzt sein wird."

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