Der Dax notierte am Donnerstag zeitweise nur noch 70 Punkte unter seinem Rekordhoch vom Januar 2018, der breit gefasste Stoxx600 markierte im Handelsverlauf eine neue Bestmarke bei 421,43 Punkten. "Die Anleger atmen nach den moderaten Tönen Donald Trumps vorerst auf", sagte Timo Emden, Marktexperte vom Analysehaus Emden Research. Trotz der iranischen Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak verzichtet Trump auf einen Gegenschlag. Die Kriegsgefahr scheine damit vorerst vom Tisch, sagte Emden.

Der Dax schloss 1,3 Prozent im Plus bei 13.495,06 Zählern und der EuroStoxx50 0,6 Prozent höher bei 3793,82 Punkten. In den USA markierten die Indizes gleich nach Handelsstart neue Bestmarken. Zugleich zogen sich Investoren aus Gold zurück. Das Edelmetall gilt als sichere Anlage, weshalb es vor allem in Krisenzeiten gekauft wird. Gold verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 1548,80 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Bundesanleihen flogen ebenfalls aus den Depots. Dies hievte die Rendite der zehnjährigen Titel auf bis zu minus 0,215 Prozent von minus 0,258 Prozent.

Der Ölpreis blieb ebenfalls unter Druck. Die Sorte Brent aus der Nordsee kostete mit 65,35 Dollar (159 Liter) etwa so viel wie am Mittwoch. Am Mittwochabend war der Preis in Reaktion auf die moderaten Töne Trumps um gut vier Prozent gefallen. Das beflügelte die Aktien der Fluggesellschaften, für die Treibstoff zu den größten Ausgabenposten gehört. Im Dax standen die Lufthansa-Titel mit einem Plus von knapp vier Prozent an der Spitze, die Papiere der British-Airways-Mutter IAG notierten 2,2 Prozent höher, die Air-France-Titel legten 3,9 Prozent zu. Die Stimmung an den Märkten könne aber schnell wieder kippen, warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. "Denn die geopolitische Lage wird wohl angespannt bleiben und sich nach den jüngsten Raketenabschüssen auch nicht so schnell beruhigen."

AUSSICHT AUF ZINSSENKUNG BELASTET PFUND

Der britische Notenbankchef Mark Carney stimmte die Investoren auf die Möglichkeit einer Zinssenkung ein und schickte damit das Pfund auf Talfahrt. Auf einer Konferenz sagte Carney, die Währungshüter würden "relativ schnell" reagieren, falls sich eine anhaltende Schwäche der Wirtschaft abzeichnen sollte. Das Pfund verlor jeweils 0,3 Prozent auf 1,3061 Dollar beziehungsweise 1,1763 Euro. Die Bank von England könne vorsorglich die Zinsen senken, bevor zum Ende der Brexit-Übergangsfrist im Dezember stürmische Zeiten auf die Wirtschaft zukämen, sagte Andy Scott, Direktor bei dem Finanzdienstleister JCRA. Solange es aber nicht zu einer Rezession komme, sei es unwahrscheinlich, dass es eine ganze Reihe von Zinssenkungen geben werde.

FÜHRUNGSWECHSEL BEI CANCOM - MARKS & SPENCER AUF TALFAHRT

Am deutschen Aktienmarkt stach die IT-Firma Cancom mit einem Minus von zeitweise knapp elf Prozent heraus. Der überraschende Abgang des Firmenchefs wegen Differenzen über die Geschäftsstrategie verunsichere Anleger, sagte ein Börsianer. Allerdings könne der Führungswechsel Übernahmespekulationen neue Nahrung geben und der Aktie kurzfristig wieder Auftrieb geben.

In London rutschten die Titel von Marks & Spencer um 10,7 Prozent ab, obwohl der britische Einzelhändler seine Umsätze im Weihnachtsgeschäft steigerte. Nach Einschätzung des Analysten Anubhav Malhotra von der Investmentbank Liberum tragen die Restrukturierungen zwar erste Früchte. Aber vor allem beim Ausbau des Online-Geschäfts liege noch ein langer Weg vor Marks & Spencer.