Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zu Energiethemen, -versorgung und -sicherheit in Deutschland:


FDP: Fernwärmeausbau mit Stromnetzen zusammendenken 

Die FDP hat nach dem Fernwärmegipfel die Bedeutung der kommunalen Wärmeplanung für die CO2-Reduktion im Gebäudesektor betont. Sie dürfe "deshalb nicht zu kurz springen", erklärte der bau- und wohnungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Daniel Föst. "Der Ausbau von Fern- und Nahwärmenetzen muss zusammen mit den Stromnetzen gedacht werden, wenn die Energiewende gelingen soll", hob er hervor. Man müsse den Kommunen einen Baukasten an die Hand geben, der eine Vielzahl von Technologien wie Geothermie, Hackschnitzel, Wasserstoff, Solarenergie und Biomethan beinhalte. Stadtwerke und Versorger wüssten bereits sehr viel über den Energiebedarf in Straßenzügen und Quartieren. "Gläserne Heizungskeller, wie sie das Bundeswirtschaftsministerium aktuell wünscht, braucht es daher nicht", betonte Föst. Die kommunale Wärmeplanung müsse mit dem Gebäudeenergiegesetz verzahnt werden.


Verband: Private Eigentümer bei Fernwärme in Blick nehmen 

Der Wohungseigentümerverband Haus und Grund fordert, beim Ausbau der Fernwärme die Interessen der privaten Eigentümer zu beachten. "80 Prozent der Wohneinheiten in Deutschland gehören privaten Einzeleigentümern. Es ist daher beim klimaneutralen Aus- und Umbau von Wärmenetzen unerlässlich, die Interessen der Haus- und Wohnungseigentümer in den Blick zu nehmen", sagte Verbandspräsident Kai Warnecke. Er appellierte an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), für den gesamten Entwicklungsprozess hinreichend Zeit einzuplanen. Die Wärmeplanung und der Ausbau von Wärmenetzen seien so elementar, dass diese Vorrang vor teuren Einzellösungen haben müssten. "Dazu gehört wesentlich auch zu klären, wie ein Umstieg auf Nah- oder Fernwärme für private Kleinvermieter und Wohnungseigentümergemeinschaften dauerhaft bezahlbar gestaltet werden kann."


BDEW: Stärkung der Fernwärme ist unerlässlich 

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat von der Politik anlässlich des Fernwärmegipfels eine Stärkung dieser Heizart gefordert. "Die Fernwärme ist ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Wärmewende", sagte Kerstin Andreae, die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Sie sei nicht nur - wie häufig angenommen - ein Instrument in Städten, sondern biete auch Potenziale im ländlichen Raum. "Dies muss auch bei der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigt werden", forderte Andreae. Die Branche treibe den Ausbau von Fernwärmenetzen voran und investiere hohe Beträge in ihre Dekarbonisierung. "Um den Ausbau zu beschleunigen, braucht es aber Rückenwind von der Bundesregierung, indem die gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden", mahnte sie. Wichtig für einen erfolgreichen Aus- und Umbau der Fernwärme sei aus Sicht der Energiewirtschaft insbesondere ein stabiler, planungssicherer und auskömmlicher Förderrahmen. Die Fördermittel müssten erhöht werden.


Habeck mahnt trotz hoher Gasfüllstände zur Vorsorge 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht Deutschland bei der Gasversorgung für den kommenden Winter auch ohne russische Gaslieferungen gut gerüstet, mahnt aber gleichzeitig zu einem Ausbau der deutschen Kapazitäten. Man müsse aufgrund des Auslaufens des Gastransit-Vertrags zwischen Russland und der Ukraine im Jahr 2024 Vorsorge treffen. In Deutschland bewegten sich die Gasfüllstände der Speicher auf 80 Prozent zu und man werde sie wohl bereits Monate vor dem kommenden Winter ganz füllen, sagte Habeck. Dennoch dürfe man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen.


Wärmepumpe bei Weitem am häufigsten eingebaute Heizung in neuen Wohnhäusern 

Im Großteil der im vergangenen Jahr fertiggestellten Wohngebäude ist eine Wärmepumpe als primäre Heizungsanlage eingebaut worden. Der Anteil stieg von 50,6 Prozent im Jahr 2021 auf 57,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Die Geräte kommen demnach vor allem in Ein- und Zweifamilienhäusern zum Einsatz. Aber auch in neuen Mehrfamilienhäusern hat die Wärmepumpe mittlerweile die Gasheizung überholt. Neue Gasheizungen wurden den Statistikern zufolge im vergangenen Jahr noch in 28 Prozent der Gebäude eingebaut. Im Jahr 2015 hatte der Wärmepumpen-Anteil noch bei 31,4 Prozent und der Gas-Anteil bei 51,5 Prozent gelegen.


Bundesnetzagentur setzt für nächsten Winter auf französische Akw 

Die Bundesnetzagentur setzt bei der Energiestabilität in Deutschland auch auf den Import von Atomstrom aus Frankreich. Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine entsprechende Bedarfsanalyse der Netzagentur laut Bild-Zeitung bestätigt. Danach sei in der Analyse "der gesetzliche Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie in Deutschland und eine begrenzte Verfügbarkeit der Leistung der Kernkraftwerke in Frankreich unterstellt", zitiert Bild aus einer Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des stellvertretenden CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn. "Die Ampel redet das Stromproblem seit Krisenbeginn klein. Ohne Kernkraft aus Frankreich wären wir aufgeschmissen. Die Ampel ist die Koalition der Atom-Doppelmoral", sagte Spahn der Bild. Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP, sagte zu Bild: "Die Energiewende der Grünen basiert maßgeblich auf Atomstrom aus Frankreich. Kritisch, denn er steht den Deutschen und den Unternehmen hier nicht so günstig zur Verfügung, wie der Strom aus den gerade abgeschalteten deutschen Kernkraftwerken."


Umwelthilfe klagt gegen Genehmigung einer Anbindungspipeline 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat beim Bundesverwaltungsgericht Klage gegen die Genehmigung der Anschlusspipeline für das geplante LNG-Terminal Brunsbüttel eingereicht. Diese sieht einen vollständigen und unbefristeten Betrieb mit jährlich bis zu 10 Milliarden Kubikmetern fossilem Erdgas vor. Das verstößt nach Ansicht der DUH gegen die verbindlichen Vorgaben des Klimaschutzgesetzes und ist deswegen rechtswidrig. Die Pipeline ist zudem nicht für die Anbindung des LNG-Terminalschiff Höegh Gannet erforderlich, das von RWE betrieben wird und bereits seit April Gas in das Netz einspeist, so die Umwelthilfe. Vielmehr diene die Pipeline dem Anschluss eines in Brunsbüttel geplanten landgebundenen LNG-Terminals. Durch die Schaffung von LNG-Überkapazitäten drohten "eine langfristige fossile Abhängigkeit, eine Verfehlung der Klimaziele und hohe Kosten für die Steuerzahler", sagte Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer.


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June 12, 2023 11:36 ET (15:36 GMT)