Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Christian Seifert, will bei Fernsehsendern und Internet-Anbietern künftig einen Erlös von 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro pro Jahr einsammeln. "Damit haben wir die Chance, weiterhin zu den Top-3 weltweit zu gehören", sagte er am Dienstag in Frankfurt. Mit dem erhofften Erlös für die vier Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21 läge die Bundesliga voraussichtlich zwischen der spanischen "La Liga" und der italienischen "Serie A". "Es geht um die Zukunftssicherung des deutschen Profifußballs."

In der laufenden Saison nehmen die 36 Erst- und Zweitliga-Klubs 826 Millionen Euro aus der Vergabe der Medienrechte im In- und Ausland ein, 2016/17 steigt die Summe bereits auf 844 Millionen. Die meisten Bundesliga-Klubs können im Buhlen um die besten Spieler kaum noch mit englischen Vereinen mithalten, die deutlich höhere Ablösesummen zahlen. Die englische "Premier League" kassiert über drei Jahre insgesamt mehr als fünf Milliarden Pfund allein aus den Pay-TV-Rechten.

Bei der Steigerung der Erlöse soll der Bundesliga auch die vom Bundeskartellamt geforderte Vergabe der Rechte an mehr als einen Anbieter helfen. Bisher waren die Spiele in Deutschland live nur beim Pay-TV-Sender Sky zu sehen. Ob die Fans künftig zwei Abonnements brauchen, um alle Spiele in voller Länge zu verfolgen, ist offen. Die DFL hat die Live-Rechte für die Auktion in fünf Pakete aufgeteilt. Gehen alle fünf an einen Sender, muss ein Drittel der Bundesliga-Spiele zumindest im Internet und auf dem Handy exklusiv bei einem anderen Anbieter zu sehen sein. Wenn sich zwei Sender die Fernsehrechte teilen, könnte der bisherige Platzhirsch Sky zumindest 30 Spiele pro Saison nicht live zeigen.

Seifert deutete an, dass das Kartellamt anfangs deutlich größere Zugeständnisse verlangt habe. In monatelangen Verhandlungen kam ein Kompromiss zustande. Mit einer noch schärferen Regelung wäre den Klubs viel Geld durch die Lappen gegangen, sagte der DFL-Chef. Die Lage in Deutschland sei mit der in Großbritannien, dem Vorbild für das Alleinerwerbsverbot, nicht zu vergleichen. Dort sind die Spiele erst am späten Abend im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen, in Deutschland soll es dagegen bei der Zusammenfassung am Samstag ab 18.30 Uhr bleiben. Die ARD-Sportschau muss sich bei der Rechtevergabe diesmal aber voraussichtlich der Konkurrenz von RTL erwehren.

Für die DFL ist die Rechtevergabe ein Balanceakt. Sie muss mehr Wettbewerb schaffen, um die Erlöse nach oben zu schrauben, darf aber Sky nicht zu sehr schwächen, für die der Fußball das größte Zugpferd ist. Etwa 80 Prozent der Fernseherlöse kommen bisher aus dem Pay-TV. Geld verdient Sky in Deutschland unter dem Strich nicht.

Wie viele Interessenten sich gemeldet haben, wollte Seifert nicht beziffern. Es sei eine "ordentliche Zahl", sagte er nur. Branchenkenner erwarten für die unterschiedlichen Rechte-Pakete Dutzende von Bewerbern, darunter Sport1 (Constantin) und die Deutsche Telekom, die mit ihrem Internet-Angebot "Entertain" ganz auf Sport setzt. Aber auch neue Anbieter wie der US-Medienkonzern Discovery (Eurosport), die Perform Group des britisch-russischen Investors Len Blavatnik (spox.com, sportal,com), die arabische Senderkette Al-Jazeera ("BeIN") und der Versandhändler Amazon könnten ihren Hut in den Ring werfen. Spätestens am 10. Juni soll feststehen, wer den Zuschlag für die Übertragungsrechte erhält.