Wien (Reuters) - Der österreichische Immobilien-Investor Rene Benko gerät nach der Insolvenz seines Firmen-Konglomerats Signa immer stärker ins Visier der Justiz.

Ermittler durchsuchten mehrere Büros und Privathäuser in Wien und Tirol und stellten dabei mögliche Beweismittel sicher, wie die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien am Dienstagabend mitteilte. Es geht um den Verdachts auf Untreue, Betrug und betrügerische Krida, also das Verheimlichen oder Beiseiteschaffen von Vermögenswerten im Insolvenzfall.

Untersucht wurde unter anderem Benkos Villa im Innsbrucker Stadtteil Igls und die Signa-Zentrale in der Wiener Innenstadt. Laut ORF-Radio kam es an fünf bis zehn Standorten zu Razzien. Benkos Anwalt bestätigte die Hausdurchsuchung und erklärte, sein Mandant verhalte sich kooperativ und konstruktiv.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe gegen Benko, eine Signa-Gesellschaft und eine weitere Person wegen Verdacht auf Betrug. Dabei geht es unter anderem um die Verlängerung eines Bankkredits über 25 Millionen Euro. Die Beschuldigten sollen dabei die wirtschaftliche Lage der Signa verschleiert haben.

Zudem steht rund um eine Kapitalbeschaffungsmaßnahme gegen den Geschäftsführer einer Signa-Projektgesellschaft der Verdacht auf schweren Betrug im Raum. Auch in anderen Ländern ermitteln Staatsanwaltschaften nach der milliardenschweren Pleite der Signa-Gruppe. Die Betroffenen bestreiten alle Vorwürfe.

Bei den Ermittlungen gegen Benko persönlich geht es nach Angaben der WKStA um den Verdacht der betrügerischen Krida. Er soll Vermögenswerte, wie zum Beispiel einen Sportwagen, teure Waffen und anderes, verborgen oder ohne angemessene Gegenleistung veräußert haben und dadurch die Befriedigung von Gläubigern verhindert haben.

ZAHLREICHE STRAFRECHTLICHE ERMITTLUNGEN

Ermittelt wird laut WKStA weiters wegen des Verdachts der Untreue gegen Verantwortliche der Dachgesellschaft Signa Holding aufgrund der Schädigung dieser Gesellschaft. Konkret soll die Signa Holding einerseits Anteile einer luxemburgischen Beteiligungsgesellschaft an eine liechtensteinische Stiftung verkauft haben, und andererseits Anteile einer anderen Signa-Gesellschaft von dieser liechtensteinischen Stiftung gekauft haben - das jedoch zu einem überhöhten Kaufpreis. Kaufpreis und Verkaufspreis seien dann gegeneinander aufgerechnet worden, wodurch die Signa Holding keine adäquate Gegenleistung für ihren Verkauf erhalten haben soll.

Darüber hinaus werde wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit dem Verkauf einer Innenstadt-Immobilie einer Signa-Gesellschaft ermittelt. Dabei soll ein Teil des Kaufpreises zweckwidrig verwendet worden sein. Hier ermittelt die Staatsanwaltschaft laut eigenen Angaben gegen zwei Verantwortliche einer Signa-Gesellschaft sowie einen Verband. Nähere Angaben zu beschuldigten Personen oder zu einzelnen weiteren Ermittlungsmaßnahmen könnten wegen der laufenden Ermittlungen nicht gemacht werden, erklärte die Behörde.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)