Berlin (Reuters) - In Deutschland sind im vergangenen Jahr rund 294.400 Wohnungen gebaut worden.

Dies waren 900 oder 0,3 Prozent Einheiten weniger als 2022, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Damit war die Entwicklung trotz der Flaute im Wohnungsbau überraschend stabil. Die Branche spricht allerdings von einem "Blick in den Rückspiegel" und befürchtet magere Zeiten, da die Zahl der Baugenehmigungen - als Gradmesser für künftige Fertigstellungen - eingebrochen ist. Die Behörden gaben 2023 grünes Licht für den Bau von nur 260.000 Wohnungen - dies ist der tiefste Stand seit 2012.

Teure Materialien und eine teure Finanzierung wegen hoher Zinsen schrecken viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab. Deshalb schwächelt der Wohnungsbau in Deutschland massiv, weil sich für Bauträger und Projektentwickler das Bauen derzeit kaum noch lohnt. Die Branche ruft hier seit langem nach stärkeren Staatshilfen - etwa über Zinsstützungsprogramme für private Investoren. Zudem fordert die Lobby ein Lockern der teureren Baustandards etwa in puncto Energieeffizienz.

Auch im ersten Quartal 2024 ist die Zahl der Baugenehmigungen eingebrochen - um 22,2 Prozent auf 53.500 Wohnungen. Der Verband der Wohnungswirtschaft GdW sprach von einem "alarmierenden Absturz". Die Ampel-Koalition hatte das Ziel ausgegeben, dass jährlich rund 400.000 neue Wohnungen gebaut werden sollten. "Selbst wenn die Fertigstellungszahlen in 2023 nicht so dramatisch ausfallen, wie befürchtet wurde, heißt das doch nur, das dicke Ende kommt erst noch", bilanzierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Rüttger - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)