Frankfurt (Reuters) - Die künftige EU-Kommission sollte aus Sicht von Bundesfinanzminister Christian Lindner die Vollendung der Kapitalmarktunion in Europa zu einer ihrer Hauptaufgaben machen.

"Die künftige EU-Kommission muss die Kapitalmarktunion an die oberste Spitze ihrer Prioritätenliste setzen", sagte der FDP-Vorsitzende am Dienstag in Frankfurt auf einer Veranstaltung des Bundesverbands der Wertpapierfirmen. In anderen hoch entwickelten Volkswirtschaften seien die Kapitalmärkte schneller gewachsen. Eine Finanzierung über den Kapitalmarkt müsse in Europa attraktiver gemacht, das Börsenlisting einfacher gestaltet werden. Lindner sprach sich in diesem Zusammenhang auch für eine Wiederbelebung des Verbriefungsmarktes aus. Dies würde weitere Finanzierungsmöglichkeiten für Banken eröffnen.

"Die Kapitalmärkte in der EU sind immer noch zu fragmentiert", sagte der Finanzminister. Die zersplitterten Finanzmärkte in Europa gelten als großer Wettbewerbsnachteil gegenüber den USA oder Asien. Die EU redet seit vielen Jahren über das Thema. In der Praxis stehen einer Kapitalmarktunion sehr unterschiedliche nationale Gesetze entgegen - unter anderem zu Insolvenzen, der Besteuerung von Kapitalgewinnen oder Börsengängen.

Ein weiteres wichtiges Feld für Linder ist der Bürokratieabbau auf nationaler aber auch auf internationaler Ebene. "In der EU arbeiten wir daran, weitere bürokratische Belastungen für den Finanzsektor zu verhindern," sagte er. Auf dem zweitägigen Bundesparteitag der Liberalen in Berlin Ende April hatte Lindner für Deutschland eine "Wirtschaftswende" gefordert, wozu auch ein Bürokratieabbau gehören soll.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)