FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich im frühen Handel am Donnerstag schwächer, belastet von falkenhaft aufgenommenen Aussagen der US-Notenbank. Dazu kommen schwache Wirtschaftsdaten aus China. Der DAX verliert 1,0 Prozent auf 14.311 Punkte, der Euro-Stoxx-50 handelt 1,1 Prozent schwächer. Die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren steigt um 2 Basispunkte auf 1,96 Prozent.

Die US-Notenbank hob die Leitzinsen wie erwartet um 50 Basispunkte an, gleichzeitig signalisierte sie, dass sie die Zinsen weiter erhöhen wird, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Aus den neuen Projektionen lässt sich ablesen, dass der Leitzins im nächsten Jahr auf 5,00 bis 5,50 Prozent steigen wird; im September sah die Projektion noch eine Erhöhung auf etwa 4,60 Prozent vor. Dazu sind die Notenbanker in ihren Erwartungen für die Inflation und das Wirtschaftswachstum pessimistischer geworden.

Am Mittag gibt die EZB ihre Zinsentscheidung bekannt, davor noch die Bank of England - das sorgt im Vorfeld an den Börsen für Zurückhaltung. Die Schweizer Nationalbank hat derweil ihren Leitzins wie mehrheitlich auch erwartet bereits um 50 Basispunkte angehoben.

Konstantin Veit, Portfoliomanager bei Pimco, geht wie die Mehrheit seiner Kollegen davon aus, dass die EZB ebenso um 50 Basispunkte erhöhen und eine weitere Zinserhöhung in Aussicht stellen wird. Vor einigen Wochen war noch ein Zinsschritt um 75 Basispunkten die wahrscheinlichere Variante gewesen, ehe dann von der Inflationsfront zumindest Hoffnungsschimmer auf Besserung kamen.

Der EZB-Rat werde deutlich machen, dass eine neutrale Zinspolitik nicht unter allen Umständen angemessen sei, so Veit. Er erwartet, dass die EZB auch die wichtigsten Konditionen ihres Bilanzabbaus bekannt geben wird. Die wahrscheinlichste Komponente sei eine passive Verringerung ihres Standardprogramms zum Ankauf von Vermögenswerten.


Automobilsektor von ACEA-Zahlen gestützt 

Am Aktienmarkt werden Aktien von Logistikern verkauft. Deutsche Post im DAX und Kühne & Nagel aus der Schweiz fallen um je knapp 3 Prozent, die dänische Moeller-Maersk geben um 1,4 Prozent nach und Hapag-Lloyd um 1,9 Prozent. "Der Markt war zu sehr konzentriert auf das Inflationsthema und ist jetzt erschreckt über den kräftig gesenkten Wirtschaftsausblick der Fed", meint ein Händler. Schließlich sei die US-Wachstumsprognose für 2023 deutlich reduziert worden von 1,2 Prozent in den September-Projektionen auf jetzt 0,5 Prozent.

Klar Schlusslicht bei den Branchen sind Einzelhandelswerte (-2,0%). H&M verlieren gut 4 Prozent. Bei den am Morgen präsentierten Umsatzzahlen zum vierten Quartal hatten Händler mit einer etwas stärkeren Entwicklung gerechnet. Allerdings sei die Stimmung für die gesamte Branche nicht gut, weil in China die Einzelhandelsumsätze im November um 5,9 Prozent deutlicher als erwartet gesunken seien. Die Aktie des H&M-Konkurrenten Inditex verliert 1,8 Prozent.

Unter Druck stehen auch die stark vom Geschäft in China abhängige Aktien der Luxusproduktehersteller. LVMH, Hermes, Richemont und Kering verlieren zwischen 2 und 5 Prozent.

Der Branchenindex der Europäischen Automobilhersteller zeigt sich mit einem Abschlag von 0,5 Prozent widerstandsfähig. Positiv für europäische Autoaktien werten Händler die Acea-Zahlen zu den Pkw-Neuzulassungen im November. Der Erholungstrend laufe stärker als erhofft, vor allem dank verringerte Probleme mit den Lieferketten.


   Metro lässt erneut Dividende ausfallen 

Für die Metro-Aktie geht es um 1,1 Prozent nach unten. Der Großhandelskonzern lässt das zweite Jahr in Folge die Dividende ausfallen, nachdem er im abgelaufenen Geschäftsjahr den Verlust ausgeweitet hat. Die Mittelfristziele hob das Unternehmen - inflationsbedingt - an.

Ceconomy brechen um fast 11 Prozent ein. Das Unternehmen verbuchte im abgelaufenen Geschäftsjahr unter dem Strich einen Gewinn, der aber deutlich geringer als im Vorjahr ausfiel. "Der Markt mag wahrscheinlich den Margenrückgang nicht und den unsicheren Ausblick", heißt es im Handel.

Munich Re handeln 0,6 Prozent im Minus, nachdem der Rückversicherer eine Gewinnprognose von 4 Milliarden Euro für 2023 abgegeben hat, die auf einer neuen verpflichtenden Rechnungslegung basiert.

In der dritten Reihe legen SMT Scharf um 10 Prozent zu. Der Experte für schienengebundene Transportlösungen für Personen- und Material hat die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 erneut erhöht.


 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.929,05        -1,2%      -46,21      -8,6% 
Stoxx-50                3.764,55        -1,1%      -41,72      -1,4% 
DAX                    14.310,52        -1,0%     -149,68      -9,9% 
MDAX                   25.559,34        -1,2%     -315,50     -27,2% 
TecDAX                  3.038,02        -1,4%      -41,78     -22,5% 
SDAX                   12.006,90        -1,5%     -179,42     -26,9% 
FTSE                    7.441,51        -0,7%      -54,42      +1,5% 
CAC                     6.646,21        -1,3%      -84,58      -7,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,96                    +0,02      +2,14 
US-Zehnjahresrendite        3,49                    +0,01      +1,98 
 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:29  Mi, 17:10    % YTD 
EUR/USD                   1,0629        -0,5%      1,0654     1,0645    -6,5% 
EUR/JPY                   144,91        +0,2%      144,61     143,66   +10,7% 
EUR/CHF                   0,9874        +0,0%      0,9874     1,0821    -4,8% 
EUR/GBP                   0,8616        +0,2%      0,8602     0,8587    +2,5% 
USD/JPY                   136,32        +0,7%      135,77     134,93   +18,4% 
GBP/USD                   1,2336        -0,7%      1,2387     1,2399    -8,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,9775        +0,4%      6,9637     6,9480    +9,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                17.665,77        -1,0%   17.729,69  18.088,87   -61,8% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  76,53        77,28       -1,0%      -0,75   +10,5% 
Brent/ICE                  81,95        82,70       -0,9%      -0,75   +13,1% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 131,61       131,51       +0,1%      +0,09  +102,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.776,38     1.807,35       -1,7%     -30,98    -2,9% 
Silber (Spot)              23,05        23,98       -3,9%      -0,93    -1,1% 
Platin (Spot)           1.006,10     1.029,05       -2,2%     -22,95    +3,7% 
Kupfer-Future               3,81         3,88       -1,7%      -0,07   -13,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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December 15, 2022 03:55 ET (08:55 GMT)