NEW YORK (Dow Jones)--Mit leichten Gewinnen zeigt sich die Wall Street am Dienstagmittag. Allerdings bleibt die Volatilität hoch, die Indizes pendeln zwischen leichten Auf- und Abschlägen. Die überraschende Zinswende der japanischen Notenbank belastet das Sentiment nur leicht. Nach zuletzt vier Handelstagen mit zum Teil kräftigen Abgaben versuche der Markt eine Erholung, heißt es. Auslöser der jüngsten Verluste waren Befürchtungen, dass die US-Notenbank mit ihrer rigorosen Geldpolitik die Wirtschaft in eine Rezession treiben könnte. Der Dow-Jones-Index gewinnt am Mittag (Ortszeit) 0,2 Prozent auf 32.824 Punkte. Der S&P-500 rückt um 0,1 Prozent vor und der Nasdaq-Composite zeigt sich kaum verändert.

Die Bank of Japan (BoJ) weitete das Zielband auf -0,50 bis +0,50 Prozent von -0,25 bis +0,25 Prozent aus, was angesichts der weltweit nach oben tendierenden Marktzinsen de facto einer ersten geldpolitischen Straffung entspricht, nachdem sie zuletzt als letzte wichtige Notenbank an ihrem ultraexpansiven Kurs festgehalten hatte. "Es ist wichtig, die Auswirkungen nicht zu unterschätzen, denn eine straffere Politik der BoJ würde einen der letzten globalen Anker beseitigen, der dazu beigetragen hat, die Kreditkosten allgemein auf einem niedrigen Niveau zu halten", so Henry Allen, Stratege bei der Deutschen Bank.

Konjunkturseitig gingen die Baubeginne im November weniger stark zurück als erwartet, allerdings brach die Zahl der Baugenehmigungen unerwartet deutlich ein, was auf eine verhaltenere Bautätigkeit in der nahen Zukunft schließen lässt.


   Yen wertet nach BoJ-Entscheid kräftig auf 

Am Devisenmarkt legt der Yen in Reaktion auf die BoJ-Entscheidung zum Dollar kräftig zu. Für die US-Währung werden 131,19 Yen gezahlt. Am Montagabend kostete der Dollar noch 136,80 Yen. Der Dollar-Index sinkt um 0,5 Prozent.

Für die Renditen am US-Anleihemarkt geht es nach der überraschenden Entscheidung der BoJ vor allem am langen Ende kräftig nach oben. Die Rendite zehnjähriger Papiere gewinnt 9,7 Basispunkte auf 3,68 Prozent. "Während andere Notenbanken versuchen, die überhitzte Inflation durch Zinserhöhungen abzukühlen, hat die BoJ versucht, sie anzuheizen, indem sie die Ära des billigen Geldes verlängert hat. Eine winzige Änderung der ultralockeren geldpolitischen Strategie der BoJ überraschte die Anleger nun und führte zu einem sprunghaften Anstieg des Yen und einem Ausverkauf bei Aktien", so Susannah Streeter, Senior Investment and Markets Analyst bei Hargreaves Lansdown.

Der Ölpreise profitierten zunächst weiter von den Plänen der US-Regierung, die strategischen Ölreserven der USA wiederaufzustocken, und dem schwächeren Dollar. Im Verlauf haben Brent und WTI ihre Gewinne allerdings wieder abgegeben und notieren leicht im Minus.

Der Goldpreis legt dagegen mit dem nachgebenden Dollar deutlich zu. Die Feinunze gewinnt 1,7 Prozent.


   Wells Fargo mit Milliarden-Strafe 

Bei den Einzelwerten fallen Wells Fargo um 1,1 Prozent. Die US-Bank muss eine Milliardenstrafe zahlen. Die Bundesaufsichtsbehörde Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) ordnete laut Mitteilung rund 3,7 Milliarden Dollar an Entschädigungszahlungen an Verbraucher und Strafen für "weitverbreitetes Missmanagement" an. Die Handlungen der Bank hätten zu unrechtmäßigen Zwangsversteigerungen von Häusern und illegalen Pfändungen von Fahrzeugen geführt.

Die Europäische Kommission will die geplante Übernahme von VMware durch den US-Halbleiterhersteller Broadcom für 61 Milliarden US-Dollar genauer unter die Lupe nehmen. Die Transaktion könnte, sofern sie stattfinde, zu höheren Preisen, geringerer Qualität und weniger Innovation für Geschäftskunden und letztlich auch für die Verbraucher führen, so die Kommission. Diese muss nun innerhalb von 90 Arbeitstagen, also spätestens am 11. Mai 2023, einen Beschluss erlassen. Broadcom büßen 0,7 Prozent ein, VMware reduzieren sich um 0,1 Prozent.

General Mills hat überraschend gute Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal vorgelegt. Der Lebensmittelhersteller erhöhte überdies die Wachstums- und Gewinnprognose für 2023, warnte aber, dass eine nachlassende Konsumfreude, die Inflation und Lieferkettenprobleme die Ertragsziele gefährden könnten. Die Aktie fällt um 4,1 Prozent, hat allerdings seit Jahresbeginn um 33 Prozent zugelegt.

Erst nach der Schlussglocke werden Fedex und Nike Zahlen zu ihrem jeweils zweiten Geschäftsquartal bekannt geben.

Arcus Biosciences (-30,3%) und Gilead Sciences (-2,6%) fallen deutlich, nachdem Studiendaten zu einem gemeinsam entwickelten Lungenkrebsmedikament zwar vielversprechend ausgefallen sind, die hochgesteckten Erwartungen des Marktes aber nicht erfüllt haben, wie es heißt.


=== 
INDEX           zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
DJIA          32.823,77  +0,2%    66,23      -9,7% 
S&P-500        3.820,81  +0,1%     3,15     -19,8% 
Nasdaq-Comp.  10.542,94  -0,0%    -3,09     -32,6% 
Nasdaq-100    11.066,44  -0,2%   -18,15     -32,2% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         4,27      +3,3        4,24      354,4 
5 Jahre         3,79      +7,7        3,72      253,4 
7 Jahre         3,77      +9,5        3,68      233,0 
10 Jahre        3,68      +9,7        3,58      217,2 
30 Jahre        3,74     +10,6        3,63      183,9 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Di, 8:40  Mo, 17:25   % YTD 
EUR/USD                1,0633        +0,2%     1,0600     1,0608   -6,5% 
EUR/JPY                139,46        -4,0%     140,81     145,38   +6,6% 
EUR/CHF                0,9846        -0,1%     0,9845     1,0738   -5,1% 
EUR/GBP                0,8752        +0,2%     0,8727     0,8721   +4,2% 
USD/JPY                131,19        -4,1%     132,84     137,03  +14,0% 
GBP/USD                1,2153        +0,0%     1,2148     1,2163  -10,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,9623        -0,3%     6,9795     6,9850   +9,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             16.841,32        +2,7%  16.790,14  16.640,45  -63,6% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               74,96        75,19      -0,3%      -0,23   +8,2% 
Brent/ICE               79,29        79,80      -0,6%      -0,51   +9,4% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF              107,00       108,54      -1,4%      -1,54  +63,6% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.817,99     1.787,45      +1,7%     +30,54   -0,6% 
Silber (Spot)           24,02        23,03      +4,3%      +1,00   +3,1% 
Platin (Spot)        1.011,65       983,00      +2,9%     +28,65   +4,2% 
Kupfer-Future            3,80         3,78      +0,4%      +0,02  -13,8% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/ros/cln

(END) Dow Jones Newswires

December 20, 2022 12:10 ET (17:10 GMT)