Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat vor Belastungen der Industrie durch den bevorstehenden erneuten Bahnstreik der Lokführergewerkschaft GDL gewarnt. Dieser führe "in der eh schon schlecht laufenden Industrie zu weiteren Zusatzkosten", erklärte das arbeitgebernahe Forschungsinstitut. Ab Dienstagabend, 18 Uhr, solle der Güterverkehr stillstehen, sechs Stunden später auch der Personenverkehr." Was für Millionen Zugreisende ein echtes Ärgernis ist, stellt Nutzer des Schienengüterverkehrs vor kostspielige Probleme. Denn die Industrie muss jetzt wieder einmal Produktionsplanungen und Logistikketten auf Bahnstreikmodus umstellen", so das IW.

Wie hoch die Kosten für Deutschland seien, lasse sich aber kaum beziffern. "Richtig teuer wird es, wenn die Betriebe nicht produzieren, beispielsweise weil Rohstoffe fehlen." Erfahrungswerte von früheren Streiks sprächen in diesem Fall für Schäden von bis zu 100 Millionen Euro pro Tag. Besonders betroffen seien Branchen, die auf die Bahn angewiesen sind: Dazu zählten Stahl- und Chemieunternehmen, aber auch die Automobilbranche. Deutlich spüren würden den Streik auch Unternehmen, die viele Güter per Container exportieren oder importieren, denn Häfen wie Hamburg transportierten die Masse ihrer Container per Schiene ins Binnenland.

"Wirklich großflächig spürbar wird es, wenn in den Häfen Stellplätze für Container knapp werden", sagte IW-Infrastrukturexperte Thomas Puls. Allerdings helfe der Wettbewerb im Schienenverkehr, die Folgen des Streiks zu dämpfen. Die GDL habe nur bei der Deutschen Bahn und Transdev zu Streiks aufgerufen. "Andere Bahnen können also weiterfahren, das entlastet die Situation ein wenig", so das IW. Wenn sich aber die Stellwerker dem Ausstand anschlössen, stünde der gesamte Bahnverkehr still. "Angesichts der angespannten Konjunkturlage sorgt der Streik in jedem Fall für weitere Belastungen zur Unzeit", sagte Puls.

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January 09, 2024 08:55 ET (13:55 GMT)