Börsen-Zeitung: Protektionismus first, Kommentar zu Donald Trump von
Angela Wefers
   Frankfurt (ots) - Amerikas neuer Präsident, Donald Trump, macht 
Ernst mit seiner Wahlkampfansage. Mit dem Rückzug aus dem 
Pazifik-Freihandelsabkommen TPP startet er im Sinne seiner Leitidee 
"America first". Alle diejenigen, die darauf gebaut haben, dass Trump
nach der Vereidigung im Amt vom Wahlkampfmodus in einen besonneneren 
Präsidialmodus umschaltet, sind spätestens jetzt desillusioniert. Dem
freien Welthandel droht nun ernsthaft "Protektionismus first", denn 
Trump hat auch Schutzzölle für die deutsche Automobilindustrie in 
Aussicht gestellt. Die deutsche Exportwirtschaft wäre davon 
empfindlich getroffen. Die USA sind der größte Handelspartner mit 
knapp einem Zehntel der deutschen Ausfuhren. Bei Pharmaerzeugnissen 
und Automobilen liegt der Anteil noch deutlich höher. Das würde 
schmerzen.

   Aber auch die USA sind keine Insel in der Welt. Protektionistische
Maßnahmen gegenüber anderen Regionen oder die Aufkündigung 
internationaler Handelsabkommen fordern Gegenreaktionen heraus. China
steht bereit, um im asiatisch-pazifischen Raum mit dem "Regional 
Comprehensive Economic Partnership (RCEP)" ein eigenes Handelsbündnis
zu formen. Die USA blieben außen vor. Der Abschluss bilateraler 
Handelsabkommen, wie Trump sie sich anstelle von multilateralen 
Bündnissen vorstellt, ist mühsam und dauert lang - sicher zu lang für
manches US-Unternehmen.

   Bleibt die Wareneinfuhr aus Billiglohnländern in den USA aus, 
spüren dies mit höheren Preisen vor allem diejenigen Wähler im 
Portemonnaie, die Trump mit "America first" umgarnt hat. Geschwächt 
würde auch das Land finanziell, wenn es sich abschottet: Die 
Verbindlichkeiten der USA im Ausland übersteigen die Forderungen um 7
Bill. Dollar. Dies liegt an hohen Nettokapitalzuflüssen, die dem 
Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln zufolge zum großen Teil aus 
Direktinvestitionen stammen - Letztere zu drei Fünfteln aus Europa. 
Ein investitionsfeindliches Klima in den USA vertreibt schnell 
ausländisches Geld an bessere Plätze in der Welt.

   Europa kann sich nur behaupten, wenn es auf eigenen Füßen steht. 
Seine Probleme muss es selbst lösen. Die Bankbilanzen sind europaweit
zu sanieren. Griechenland benötigt Reformen, damit die Wirtschaft 
wächst. In der europäischen Finanzpolitik gilt es, die Regularien zur
Schuldeneindämmung einzuhalten. Dies ist umso wichtiger, als die 
Ausgaben für Sicherheit steigen werden, wenn die USA sich als 
Schutzmacht international zurückziehen.

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