Textildiscounter, Drogerien und Woolworth auf Expansionskurs -
Einzelhandelsvermietung zieht in kleinen und mittleren Städten an
Frankfurt (ots) - Große Nachfrage nach Ladenlokalen in kleinen und mittleren 
Städten haben dem Einzelhandelsvermietungsmarkt 2019 das zweitbeste der 
vergangenen fünf Jahre beschert. Das ergeben Analysen des Beratungsunternehmens 
für Immobilien JLL. Insgesamt setzte der Markt mit rund 1.150 Anmietungen 
500.000 m² um und blieb so nur minimal unter dem Fünfjahresschnitt von 504.000 
m². Damit schnitt der Markt bei der Fläche um vier Prozent und in Bezug auf die 
Anzahl um sieben Prozent besser als das Vorjahr ab. Zwei Drittel dieser Fläche 
entfiel auf die Städte jenseits der Big 10 , denen es 2019 vor allem an 
Großabschlüssen mangelte. Mit insgesamt 163.000 m² Flächenumsatz
bilanzierten 
die zehn größten Handelsmetropolen rund 40.000 m² unter dem Wert des
Vorjahres.

Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany: "In den vergangenen Jahren 
haben wir erlebt, dass es die Konsumenten vor allem in die Großstädte zog. 
Klein- und Mittelstädte litten zuerst unter diesem Trend, der mit dem Anstieg 
des Online-Umsatzes einherging. Unter diesem Veränderungsdruck kommt die 
Transformation des Handels nun auch und gerade in vielen mittleren und kleineren
Städten an, wo Einkaufen zunehmend zu Genuss und Erlebnis werden kann. Produkte 
und Betreiber aus der jeweiligen Region sind angesagter denn je in Zeiten, in 
denen auch die Umweltverträglichkeit das Kaufverhalten nachhaltig beeinflusst, 
weil Konsumenten keine langen Lieferwege mehr akzeptieren. Entsprechend steigt 
auch hier die Nachfrage nach Flächen und insbesondere deshalb, weil Konzepte 
hier Flächen zu Preisen finden, die in den Metropolen nicht möglich wären.
Davon
profitieren Kunden, Städte und Händler gleichermaßen."

Berlin verliert Vermietungsumsatz, bleibt aber in Deutschland Spitzenreiter

Mit Herausforderungen hatten im vergangenen Jahr derweil die Big 10 zu kämpfen, 
von denen fünf schlechter als im Vorjahr abschnitten. Zu ihnen zählt auch 
Berlin, das mit 41.300 m² aber immerhin seinen Spitzenplatz deutlich verteidigen
konnte. Zudem sind in Berlin - anders als in vielen anderen Großstädten - auch 
noch Ladenlokale mit mehr als 1.000 m² angemietet worden. Aber auch hier nimmt 
die Attraktivität der Mehrgeschossigkeit der Läden bei Kunden und
Einzelhändlern
ab. Rund die Hälfte des Flächenumsatzes in der Hauptstadt wurde mit Vermietungen
in dieser Größenklasse bestritten.

Ebenfalls unter den umsatzstärksten drei sind Frankfurt (25.800 m²) und München

(20.700 m²). Insbesondere das deutsche Finanzzentrum konnte überzeugen, 
allerdings wurde über die Hälfte des Umsatzes im ersten Quartal erzielt. Bayerns
Landeshauptstadt blickt unterdessen auf ein ausgeglichenes Vermietungsjahr 
zurück, hier waren vor allem wieder die Maximilianstraße und Theatinerstraße

stärker nachgefragt, wo insgesamt 14 Anmietungen verzeichnet wurden.

Ambivalenter verlief das Jahr indes in Köln, Düsseldorf, Leipzig und Stuttgart. 
Vor allem letztere schöpfte ihr Potenzial nicht aus, denn keiner der 15 
erfassten Deals war größer als 500 m². Auch Leipzig mangelt es vor allem an 
großflächigen Anmietungen. Köln verzeichnet ein durchschnittliches 
Vermietungsjahr, kann sich aber nicht mit dem Vorjahresergebnis messen, das mit 
31.800 m² eines der besten in den letzten fünf Jahren war. Die rheinische 
Nachbarstadt Düsseldorf enttäuscht mit schwachen Umsatzzahlen. Obwohl es derzeit
einige Projektentwicklungen in der Stadt gibt, wurden nur 37 
Mietvertragsabschlüsse gemeldet. Im Vorjahr waren es noch 67.

Textilhändler optimieren Ladengrößen und Betriebskosten

Im Branchenvergleich sorgten die expansiven Textildiscounter derweil dafür, dass
sich der Textilhandel als umsatzstärkste Branche wieder stärker von der 
Gastronomie absetzte und jetzt 27 Prozent der Gesamtfläche ausmacht. 
Haupttreiber dieser Entwicklung sind unter anderem Ernsting's Family mit 18 
Anmietungen, gefolgt von TK Maxx mit zwölf neuen Standorten, die damit 
ausgleichen, dass das mittlere Preissegment nach wie vor mit der Transformation 
im Handel zu kämpfen hat. "Wir hören von den Textil-Einzelhändlern im mittleren

Preissegment immer wieder Zahlen, die den Rückgang ihrer Offline-Umsätze 
dokumentieren. Um dem entgegenzuwirken und die Flächenproduktivität zu halten, 
wird derzeit intensiv an zwei Fronten gearbeitet: Erstens versuchen natürlich 
alle Händler an ihren Konzepten zu feilen, um für Kunden attraktiv zu sein. 
Zweitens werden aber auch Ladengrößen und Betriebskosten optimiert, um die 
Profitabilität jedes einzelnen Geschäfts sicher zu stellen. Unproduktive
Flächen
wie beispielsweise in den Obergeschossen werden da gern an den Vermieter 
zurückgegeben und finden in anderen Nutzungsarten wie Büro oder Wohnen gerade in
den Big 10 reißend Absatz", sagt Dirk Wichner.

Die Gastronomie/Foodbranche konnte im Jahresvergleich um vier Prozentpunkte auf 
24 Prozent Marktanteil zulegen, unterscheidet sich gegenüber dem Textilhandel, 
vor allem mit Anmietungen kleinerer Flächen. Auf Expansion stehen die Zeichen 
ebenfalls im Bereich Gesundheit/Beauty, der sich konstant bei 15 Prozent 
eingependelt hat. Das Gros des Vermietungsvolumens entfällt auf die 
Drogeriemarktketten, Müller, Rossmann und dm, die rund 42 Prozent des Umsatzes 
bestreiten. Zusätzlichen Wachstumsdruck erzeugt zudem die Ankündigung des 
bislang auf Hamburg fokussieren Unternehmens Budnikowsy, künftig auch 
deutschlandweit Filialen zu eröffnen.

Ein Plus verzeichnete auch die Warenhaussparte, die im vergangenen Jahr eine 
eher untergeordnete Rolle spielte. Sie konnte sich 2019 um zwei Prozentpunkte 
auf 7 Prozent verbessern. Ein Grund: Allein 22 neue Flächen gingen auf das Konto
der Kaufhauskette Woolworth, die ihre Expansion vorantreibt.

Kleine Ladenlokale in den Innenstädten werden zum Experimentierfeld

Mehr als die Hälfte der Abschlüsse entfiel mit 54 Prozent auf die beiden 
Segmente unter 250 m². Trotz dieser großen Nachfrage ist die Verfügbarkeit in

der Kategorie sogar noch gestiegen. "Nutzer in diesem Segment sind zu einem 
größeren Anteil Einzelunternehmer, gerade im Gastro-Bereich, der in diesem 
Segment viele Abschlüsse getätigt hat. Es liegt in der Natur dieses Segmentes, 
dass Konzepte sich ausprobieren, neue Wege testen. Das bringt einerseits die von
vielen Besuchern der Innenstadt gewünschte Vielfalt, erhöht aber anderseits auch
die Gefahr des Scheiterns neuer Formate. So wird dann - in diesem Falle 
unbeabsichtigt - für ständige Veränderung gesorgt", erklärt Dirk Wichner.

Die Spitzenmietpreise für die Big-10-Standorte gaben im Durchschnitt bis zur 
Jahresmitte 2019 um 0,4 Prozent leicht nach. Grund war ein leichter Rückgang in 
Köln, wo der Spitzenwert um vier Prozent auf aktuell 250/EUR/m²/Monat nachgab. 
Alle anderen Metropolen verzeichnen konstante Werte, die auch für das erste 
Halbjahr 2020 erwartet werden.

Insgesamt zeichnet sich in den von JLL untersuchten 185 Einzelhandelsstandorten 
ein Nachgeben der Mietpreise von 1,3 Prozent für die erste Jahreshälfte 2020 ab.
Innerhalb der jeweiligen Größe nach Einwohnern wird mit moderaten 
Mietpreisrückgängen von 0,4 Prozent für Städte mit mehr als einer halben
Million
Menschen, von 1,5 Prozent bzw. 1,3 Prozent für die Einwohnerklassen von 
100-250.000 Einwohnern und unter 100.000 Einwohnern gerechnet. Einzig für die 
sich bisher sehr stabilen mittelgroßen Städte von 250-500.000 Einwohnern wird 
ein deutlicherer Rückgang von 3,2 Prozent prognostiziert.

Prognose 2020: Vermieter und Nutzer nähern ihre Vorstellungen einander an

Für das laufende Jahr erwartet Dirk Wichner: "Die Vermietungsaktivitäten in den 
Big 10 werden in diesem Jahr wieder anziehen. Derzeit sind noch viele Flächen zu
Konditionen am Markt, die aktuell noch nicht von den Nutzern akzeptiert werden. 
Die Lücke ist jedoch klein genug, um davon ausgehen zu können, dass Mieter und 
Vermieter hier wieder verstärkt Abschlüsse erzielen. Nicht zuletzt, weil in den 
Augen der Kunden die Attraktivität der Innenstädte und das offline shoppen 
wieder zunimmt. Das hat das jüngste Weihnachtsgeschäft bewiesen."

Pressekontakt:

Peter Lausmann, Director Corporate Communication JLL Germany, Tel. 
069 2003 1366, peter.lausmann@eu.jll.com

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OTS:               Jones Lang LaSalle SE (JLL)