LONDON (dpa-AFX) - Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat Griechenland Fortschritte auf dem Weg zu einer Konsolidierung der Staatsfinanzen und einer konjunkturellen Erholung attestiert und die Kreditbewertung angehoben. Die Bewertung erhöhe sich um eine Stufe von zuvor "CCC+" auf "B-", teilte S&P am Freitag mit. Die Agentur setzte zudem den Ausblick für das Kreditrating auf "stabil". Trotz der Hochstufung bleibt die Bewertung Griechenlands weiter tief im sogenannten Ramschbereich, der spekulative Anlagen kennzeichnet.

Nach der positiven Rating-Entscheidung waren Griechenlands Staatsanleihen im freien Handel stark gefragt und die Kurse legten deutlich zu. Im Gegenzug ging es mit den Renditen kräftig nach unten. Am Abend fiel der Zinssatz für Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren um 0,76 Prozentpunkte auf 8,79 Prozent.

Seit dem vergangenen Sommer sei es der Regierung in Athen gelungen, die systemrelevanten Banken des Landes wieder mit Kapital zu versorgen und sie so zu stabilisieren, hieß es unter anderem als Begründung für die bessere Bewertung. Außerdem hoben die S&P-Experten Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen hervor. In diesem Jahr rechnen sie beim Staatshaushalt mit einem Primärüberschuss von 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Die Ratingagentur verwies auch auf Sparmaßnahmen der Regierung, die den Weg für weitere Milliardenhilfen der europäischen Geldgeber frei machen dürften. Insbesondere nannte die Agentur die Rentenreform. Zuletzt hatten sich allerdings die Proteste in Griechenland gegen die geplanten Rentenkürzungen ausgeweitet. Die Rentenreform ist der größte Brocken bei der Überprüfung des Rettungsprogramms von bis zu 86 Milliarden Euro.

Nach Einschätzung von S&P hat sich die griechische Wirtschaft trotz eines schwierigen Umfelds zuletzt stabiler als erwartet gezeigt. So sei beispielsweise der private Konsum im vergangenen Jahr überraschend robust gewesen. Die S&P-Experten verwiesen in diesem Zusammenhang auf einen Anstieg der Autoverkäufe um 13,5 Prozent.

Darüber hinaus könnte die Entwicklung der Ölpreise den privaten Konsum auch im laufenden Jahr stützen, hieß es weiter. Zuletzt waren die Ölpreise stark eingebrochen, was Verbrauchern generell mehr Spielraum für den Konsum lässt.

Die Ratingagentur verwies zudem auf eine positive Entwicklung in dem für Griechenland wichtigen Tourismusgeschäft. Nach rekordhohen Besucherzahlen im vergangenen Jahr sei das Land auch 2016 "gut positioniert", schrieben die S&P-Experten. Sie begründeten diese Einschätzung mit dem günstigen Kurs des Euro und den wachsenden Sicherheitsrisiken in Ländern, die im Tourismus mit Griechenland konkurrieren./jkr/stb